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Georg-Büchner-Preis 2023 an Lutz Seiler verliehen

Der Schriftsteller Lutz Seiler hat am Samstag in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis 2023 erhalten. Der 1963 im thüringischen Gera geborene Autor habe als Romancier und als Dichter zu seiner eigenen, unverwechselbaren Stimme gefunden, „melancholisch, dringlich, aufrichtig, voll von wunderbaren Echos aus einer langen literarischen Tradition“, begründete die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung die Wahl. Seiler lebt in Wilhelmshorst und Stockholm. Zu seinen größten Erfolgen zählen die Romane „Kruso“ (2014) und „Stern 111“ (2020).

Lutz Seiler habe mit klangvollen Gedichtbänden begonnen und von dort zum Erzählen gefunden, hob die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hervor. Er sei aber stets „ein so klarer wie rätselhafter, dunkel leuchtender Lyriker“ geblieben, zuletzt mit „schrift für blinde riesen“. Seine Essays und Poetikvorlesungen wiederum zeugten von „argumentierender Präzision“. Der mit 50.000 Euro dotierte Büchner-Preis gilt als bedeutendste literarische Auszeichnung im deutschen Sprachraum.

Nach einer Lehre als Baufacharbeiter arbeitete Seiler als Zimmermann und Maurer. Während seiner Armeezeit begann er sich für Literatur zu interessieren und selbst zu schreiben. Seiler studierte Geschichte und Germanistik an der Martin-Luther-Universität in Halle (Saale) und ging 1990 nach Berlin. Seit 1994 arbeitet er freiberuflich als Schriftsteller, sein Debüt, der Gedichtband „berührt/geführt“, erschien 1995.

Seiler trat zunächst als Lyriker hervor mit zwei weiteren und viel beachteten Gedichtbänden „pech & blende“ (2000) und „vierzig kilometer nacht“ (2003), dann auch als Essayist und Erzähler. Für die Erzählung „Turksib“ wurde er 2007 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Für „Kruso“ erhielt er 2014 den Deutschen Buchpreis. Der Roman wurde in 25 Sprachen übersetzt, mehrfach für das Theater adaptiert und von der UFA verfilmt. Sein zweiter Roman „Stern 111“ wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2020 ausgezeichnet. 2023 wurden ihm der Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Bertolt-Brecht-Preis und der Berliner Literaturpreis zuerkannt.

Der Georg-Büchner-Preis wird seit 1951 verliehen. Zu den Preisträgern gehören Elias Canetti, Heinrich Böll, Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Christa Wolf, Erich Fried, Wilhelm Genazino, Felicitas Hoppe und Terézia Mora. Im vergangenen Jahr wurde die türkisch-deutsche Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar ausgezeichnet.

Außerdem ehrte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Samstag den Evolutionsbiologen Matthias Glaubrecht mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa und die Literaturkritikerin Jutta Person mit dem Johann-Heinrich-Merk-Preis für literarische Kritik und Essay. Beide Preise sind jeweils mit 20.000 Euro dotiert.