Gehörlose Menschen haben nicht nur Nachteile. „Wir können uns trotz lauter Umgebung unterhalten oder friedlich schlafen“, sagt Christian Hermann aus Remshalden-Grunbach (Kreis Waiblingen) in dem am Mittwoch veröffentlichten Video „Vorurteil versus Realität“ des Evangelischen Pressedienstes (epd). Zudem hätten Gehörlose ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und könnten Dinge sehr gut in 3D beschreiben. Hermann, 45 Jahre alt und Vater von drei Kindern, ist von Geburt an gehörlos.
Gehörlose könnten ihre Stimme und ihren Atem nur schwer kontrollieren, sagt er. Dennoch gebe es Gehörlose, die durch Training gut mit ihrer Stimme sprechen könnten. Die Gebärdensprache habe einen ganz anderen Satzbau als die gesprochene oder geschriebene Sprache. Deshalb wirke die Grammatik seiner geschriebenen Texte auf manchen Leser seltsam. „Auch ist mein schriftlicher Wortschatz kleiner.“
Viele dächten, die Gebärdensprache sei international. Das sei sie jedoch nicht, sagt Hermann. Sie unterscheide sich in vielen Ländern so wie auch die gesprochene Sprache. Bei der Deutschen Gebärdensprache (DGS) gebe es sogar Dialekte: „Ein gehörloser Hamburger stellt den Sonntag ganz anders dar als ein Stuttgarter.“ (2099/18.09.2024)