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Geheimnisvolles Licht

Andacht über die Losung für den Monat Dezember: Matthäus 2, 10

Predigttext (Losung für den Monat Dezember)
Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.

Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.“ Die Rede ist von den Weisen aus dem Morgenland, wie Martin Luther sie nennt. An unseren Weihnachtskrippen stehen sie als Könige. Der Evangelist Matthäus bezeichnet sie in seiner griechischen Sprache als Magoi – Magier. Diese Magoi repräsentieren heidnische Weisheit und fremde Religion. Sie konnten den Lauf der Gestirne deuten und aus der Konstellation der Sterne die Zukunft lesen.

Die Magoi folgten dem Stern, erzählt Matthäus. Es ist nicht das Interesse am eigenen Schicksal, das sie in Bewegung setzt. Nicht ihrem Stern folgen sie. Was ihnen Beine macht, das ist der Stern eines anderen. Ein geheimnisvoll fremder Stern. Sie sagen es selbst: „Wir sahen seinen Stern aufgehen.“ (Matthäus 2,2) Und: Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.

Ein Stern, der durch den Advent begleitet

In vielen Varianten hat uns der Stern durch den Advent begleitet.
In unzähligen Brechungen durchzieht sein Licht die weihnachtliche Zeit. Es leuchtet in den schillernden Farben, die uns auf den Weihnachtsmärkten entgegenglitzern. Es ist in den Kerzen und Lichterketten, in den Schwibbögen und Erzgebirgspyramiden, die unsere Wohnungen und Häuser schmücken. Rührend unbeholfene Lichter sind das zumeist.

Erschreckend entstellt bisweilen. Oft erinnern sie wohl gar nicht bewusst an jenen Stern, dem die Magoi folgten. Doch dessen Licht ist durch keinen noch so kläglichen Abglanz totzukriegen.

Weise, Fremde, Andersgläubige

Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.
Von weisen Heiden ist die Rede. Von Fremden, Andersgläubigen, Ungläubigen. Aus dem Osten kommen sie. Wir würden heute sagen: Aus dem Irak, aus dem Iran, aus Syrien, aus Afghanistan.

Von ihnen können wir lernen, was weise ist. Diese Männer sind nicht deshalb weise, weil sie längst alles wissen über die Gesetze der Sterne und die Umlaufbahnen der Planeten. Weise sind sie, weil sie ahnen, dass ihr Wissen Lücken hat; weil sie auch die große Schwärze zwischen den Sternen sehen – und weil sie mehr erwarten. Weil sie ihre Grenzen kennen, machen sie sich auf den Weg, um zu fragen, ziehen los und ziehen weiter und nehmen auch Umwege in Kauf.

Die Suche nach dem, was das Herz berührt

Viele Menschen gehen zu Weihnachten in die Kirchen und besuchen Gottesdienste. Vielleicht aus Gewohnheit, aus alter Tradition, weil es zum Ritual gehört. Vielleicht machen sie sich voll gespannter Erwartung auf wie die Weisen. Vielleicht suchen sie etwas, das die Schwärze zwischen den Sternen hell macht und ihr Herz berührt. Wie mag das bei Ihnen in diesem Jahr sein? Wie bei mir?

Ob und wie und warum immer wir unterwegs sind zu ihm, der das Licht ist: Er kommt zu uns. Er kennt uns. Er wurde Mensch auch und gerade um unsertwillen.
Zu Weihnachten wird das bunte Leben in der Volkskirche besonders augenfällig. Ich halte es für ein kostbares Gut. Viele gehören dazu, die nicht von sich sagen würden: „Ich bin Christ.“ Viele arbeiten verantwortlich mit in evangelischen Krankenhäusern, in evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder, in evangelischen Schulen, in der Diakonie, singen mit in kirchlichen Chören – ohne sich ausdrücklich zum Evangelium, der Frohen Botschaft, zu bekennen.

Verehrung auch auf unbeholfene Weise

Dennoch verehren sie mit ihrem Tun den, unter dessen Verheißung und in dessen Auftrag wir unterwegs sind. Und ich ahne: Christus, der so Verehrte, nimmt die Verehrung an. Weist die Unbeholfenen und Ahnungslosen nicht zurück. Bleibt für uns da. Sieht und hört sich unsere Geschäftigkeiten, unser Singen und Sagen zurecht.

Christus ruft und überrascht uns

Der Stern, dem die Magoi folgen, führt sie zu einem Kind im Stall.
Dieses Kind ist das Licht. Jesus Christus selbst ist es, der Menschen auf überraschende Weise nah kommt und sie zu sich ruft.

„Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.“
Diese Freude wünsche ich uns allen zum Weihnachtsfest.