Die Gedenkstätte Bergen-Belsen widmet sich in einer Sonderausstellung dem Schicksal der homosexuellen Häftlinge des einstigen Konzentrationslagers. Die Schau, die vom 25. Januar bis zum 21. April zu sehen ist, erzählt von den Bedingungen, die die Männer im KZ erleiden mussten, aber auch von ihren Erfahrungen nach der Befreiung, wie die Gedenkstätte am Montag mitteilte. Der Ausstellungstitel „Rosa Winkel“, bezieht sich auf das rosafarbene Erkennungszeichen, das homosexuelle Häftlinge tragen mussten.
Die Direktorin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Elke Gryglewski, sagte, die Stiftung sehe es als ihre Aufgabe, alle Facetten von Unrecht und Verfolgung sowie ihre Folgen für die Gegenwart aufzuzeigen. „Dies ist auch gegenüber den ehemals verfolgten Gruppen ein wichtiges Zeichen von Respekt und Anerkennung.“
Ausstellungskurator Jens-Christian Wagner betonte, im Unterschied zu anderen Verfolgtengruppen sei den als homosexuell Verfolgten nach 1945 jahrzehntelang die Anerkennung als NS-Opfer verweigert worden. Ursache dafür seien „Kontinuitäten der Verfolgung“ über den Strafrechtsparagrafen 175. Er bestrafte sexuelle Handlungen unter Männern als „widernatürliche Unzucht“und wurde 1871 im Kaiserreich eingeführt, von den Nazis verschärft und in der Bundesrepublik übernommen. Erst 1968 wurde der Paragraf abgeschwächt und 1994 endgültig abgeschafft.
Damit seien homosexuelle Männer „gewissermaßen Opfer einer zweiten Schuld von Staat und Gesellschaft in Deutschland“ geworden, erläuterte Wagner. Angesichts des derzeitigen allgemeinen Rechtsrucks mit zunehmender Queerfeindlichkeit sei die Ausstellung in der Gedenkstätte auch als „historisch-politische Intervention im öffentlichen Raum“ zu verstehen.