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Dekan Slenczka ruft zu Zivilcourage für jüdische Mitmenschen auf

Der evangelische Würzburger Dekan Wenrich Slenczka hat die Menschen angesichts antisemitischer Tendenzen in der deutschen Gesellschaft zu mehr Beistand für die Jüdinnen und Juden aufgerufen. „Wir dürfen nicht schweigen wie damals, als jüdische Menschen durch die Straßen von Würzburg getrieben wurden, um sie in Vernichtungslager zu bringen“, sagte Slenczka am Montagabend auf dem Platz vor dem Würzburger Hauptbahnhof. Er hatte dort anlässlich eines Gedenkmarschs in Erinnerung an die erste größere Deportation unterfränkischer Juden zur NS-Zeit am 27. November 1941 gesprochen.

Slenczka sagte: „Wir sind viele und sollten vor dem bisschen Courage keine Angst haben.“ Schließlich hätten die Menschen heute – anders als zur NS-Zeit – nichts zu befürchten, wenn sie sich für jüdische Mitmenschen einsetzen. Der Dekan betonte, es sei Christenpflicht, „für die Juden in unserem Land zu schreien“: „Wir dürfen es nicht dulden, dass ihnen Unrecht geschieht, dass Rassismus und scheinbar alltägliche Stereotype wieder aufkommen.“ Die Gesellschaft als Ganzes müsse sich fragen, wie es möglich ist, „dass unter uns solcher Hass“ entsteht, dass es Menschen gibt, die „unsere Gesellschaft verachten“.

Die Gedenkveranstaltung am 27. November wird seit vielen Jahren von der katholischen Laienorganisation Sant’Egidio in Zusammenarbeit mit Israelitischer Kultusgemeinde sowie katholischer und evangelischer Kirche organisiert. Sie stand in diesem Jahr unter dem Titel „Zukunft braucht Erinnerung“. Nach den Grußworten zu Beginn am Hauptbahnhof zieht ein Schweigemarsch durch die Innenstadt bis zum Rathaushof.
(00/3866/27.11.2023)