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Gedenken für Missbrauchsbetroffene im Bistum Hildesheim

Bei einer Gedenkveranstaltung im katholischen Bistum Hildesheim haben Betroffene sexualisierter Gewalt ihre schmerzhaften Erfahrungen geschildert. Zudem richteten sie Kritik an Bischof Heiner Wilmer.

Betroffene von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche haben am Samstagabend in Hildesheim an ihr Leid erinnert. An einer Gedenkveranstaltung im Kreishaus nahmen gut 50 Betroffene, Kirchenvertreter und weitere Menschen teil, darunter auch der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. Eingeladen hatten der Betroffenenrat Nord und das Bistum Hildesheim. Anlass war der “Europäische Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch”.

Der Sprecher des Betroffenenrats, Norbert Thewes, appellierte an Wilmer: “Wir hoffen, dass bei Ihnen und den Verantwortlichen der Wille zur unbedingten Aufarbeitung nicht nachlässt. Wir sind uns da als Betroffene im Bistum Hildesheim nicht ganz sicher.” Zwar habe das Bistum schon Vieles auf den Weg gebracht. Allerdings seien zwei Jahre nach der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Studie zu Missbrauch weit mehr als die Hälfte der Empfehlungen der Gutachter noch nicht umgesetzt.

Wilmer räumte ein: “Die Geschichte der Aufarbeitung in unserem Bistum ist viel komplexer als ich das anfangs gedacht hatte.” Es werde wahrscheinlich nie einen Abschluss des Themas sexualisierte Gewalt geben. “Dennoch hoffe ich, dass wir weiter unterwegs sind”, sagte er in einem kurzen an die Betroffenen gerichteten Schlusswort. Der Bischof versprach: “Wir nehmen nicht den Fuß vom Gas, sondern bleiben dran.”

Die Veranstaltung stand unter dem Motto “Spurensuche”. Während des gut zweistündigen Abends schilderte ein Betroffener Misshandlungen, die ihm in kirchlichen Kinderheimen widerfahren seien. In einer Podiumsrunde diskutierten weitere Betroffene und Bistumsvertreter über den Stand der Aufarbeitung.

Die Veranstaltung fand laut den Organisatoren bewusst im Kreishaus und nicht in einem Gotteshaus statt, weil manche Betroffene eine Kirche nicht mehr betreten könnten. Auch habe man darauf geachtet, dass sie nicht den Charakter eines Gottesdienstes habe.

Anlass gab eine Anregung von Papst Franziskus, einen Gedenktag für die Opfer sexuellen Missbrauchs zu begehen. Für Deutschland haben die katholischen Bischöfe festgelegt, dass er rund um den 18. November abgehalten werden soll. An diesem Tag ist auch der vom Europarat eingeführte “Europäische Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch”.