Als uns im katholischen Spanien einmal jemand nach unserer Konfession fragte, sagten wir ganz unbedacht: Protestanten! Worauf die Gesprächspartnerin neugierig nachfragte, wogegen wir denn protestieren?
Wir lernten daraus: Diese Bezeichnung für die Kinder der Reformation ist nicht bis zur Iberischen Halbinsel vorgedrungen. Aber woher stammt sie? Um es gleich vorwegzusagen: Nicht von Martin Luther. Es waren sieben Fürsten und vierzehn oberdeutsche Städte, die im März 1529 beim zweiten Reichstag in Speyer Protest erhoben. Und zwar darüber, dass über ihren Glauben abgestimmt werden sollte.
Als Kaiser Karl V. in Worms 1521 über Luther und seine Lehre den Bann verhängte (Wormser Edikt), unterlief ihm ein folgenschwerer Fehler. Er datierte den Beschluss zurück, so als sei er von allen Reichstagsteilnehmern beschlossen worden. Etliche Fürsten verwahrten sich dagegen, indem sie den Bann schlichtweg ignorierten. „Was viele Leute lange genug gewohnheitsmäßig unterlassen, wird aber irgendwann als Normalität akzeptiert“, schreibt Andreas Malessa in seinem Buch „Hier stehe ich, es war ganz anders“. Auf dem ersten Reichstag zu Speyer (1526) wird das nun legalisiert – es kommt zum sogenannten „Reichsabschied“. Die Fürsten ahnen bereits: Das ist der „Abschied von der konfessionellen Einheit des Reiches“. Das Reich zerfällt in „altgläubig katholische“ und „neugläubig lutherische“ Gebiete.
Das macht Karl V. dann doch unruhig und er beruft einen zweiten Reichstag (1529) nach Speyer ein. Da er selbst im Krieg ist, leitet sein Bruder Ferdinand die Versammlung. Und hier kommt es zu der denkwürdigen Entscheidung, den „Reichsabschied“ von 1526 wieder aufzuheben. Die Mehrheit ist dafür. Aber die vom evangelischen Gedankengut bereits geprägten Landesfürsten „verlassen den Saal. Weigern sich, das Wahlergebnis anzunehmen“, schreibt Malessa.
Gregor von Brück aus dem Tross des sächsischen Fürsten schreibt eine „Protestation“ nieder (heute würde man sagen: Protestnote). Aus Gewissensgründen könne man den Beschluss nicht mittragen, egal wie die Mehrheit sich entschieden hat. Dem Protest schließen sich freie Reichsstädte an. Ferdinand aber verweigert die Entgegennahme der „Protestation“. Doch es hilft ihm nichts. Am 25. April wird die Protestschrift per Gesandtem zugestellt.
Der Name Protestanten ist geboren. Und man kann zu Recht ein wenig stolz auf die Altvorderen sein, die um der Freiheit willen standhaft blieben.
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