2024 jährt sich der Todestag des niederdeutschen Schriftstellers Fritz Reuter (1810-1874) zum 150. Mal. Zudem wird es dann 75 Jahre her sein, dass das Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) gegründet wurde und dass die Geburtsstadt Reuters, Stavenhagen, den Ehrennamen „Reuterstadt“ erhielt. Der Direktor des Literaturmuseums, Torsten Jahn, blickt auf die Jubiläen voraus.
epd: Was für ein Mensch war Fritz Reuter?
Torsten Jahn: Reuter war Demokrat und Künstler. Er stand für seine Überzeugungen und wurde in jungen Jahren für sein demokratisches Handeln mit der Todesstrafe belegt. Diese wurde in eine längere Festungshaft umgewandelt.
Nach außen war Fritz Reuter fröhlich, gesellig, menschenfreundlich und sozial. Er sah im Gegenüber immer erst das Gute. Im Inneren war er zerrissen. Diese Haltung war familiär geprägt. Nie konnte er dem Bild entsprechen, das sein übermächtiger Vater – der als Bürgermeister 37 Jahre prägend für Stavenhagen und die Region war – von ihm hatte. Als starke Frau an seiner Seite kompensierte Fritz Reuters Ehefrau Luise diese Zerrissenheit stets und fing sie auf.
epd: Welche Bedeutung hat Reuters Werk?
Jahn: Fritz Reuter hat das Niederdeutsche in den Rang einer einheitlichen Literatursprache erhoben. Er war ein genauer Beobachter der Verhältnisse im Ständestaat Mecklenburgs. Aus dem Blickwinkel der vermeintlich kleinen Leute, der Tagelöhner, Handwerker und Bauern, schuf er ein umfassendes Sittenbild des Mecklenburgs des 19. Jahrhunderts.
Der Erfolg gab ihm recht. Reuter war der auflagenstärkste deutschsprachige Autor seiner Zeit. Seine Werke erschienen in niederdeutscher Sprache und wurden im gesamten deutschsprachigen Raum gelesen. Zudem wurden seine Bücher in 13 Sprachen übersetzt. Auf Hochdeutsch erschien sein Werk erst nach seinem Tod am 12. Juli 1874.
Mit seinem unverfälschten Blick auf Mecklenburg prägt Reuter die Erzählweise über dieses Land bis heute. Er wirkt identitätsstiftend, heimatverbunden und kosmopolit zugleich. Dieser Ansatz ist für ein weltoffenes, modernes und zukunftsorientiertes Bundesland beispielgebend.
epd: Welche Aktivitäten sind für 2024 geplant, um die Jubiläen zu feiern?
Jahn: Das Reuter-Festjahr 2024 beginnt am 19. Januar mit einer szenischen Lesung und wird am 28. Januar (15 Uhr) offiziell mit einem gemeinsamen Singen in der evangelischen Stadtkirche eingeläutet. Einmal im Monat ist ein Programm-Höhepunkt geplant. Die Festwoche startet am 12. Juli. Zu ihr gehören das Theaterstück „Kein Hüsung“ (in hochdeutscher Sprache mit Laiendarstellern aufgeführt), Feuerwerk, Lichternacht, Festumzug und mehr.