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Friedensnobelpreisverleihung ohne Machado

Nur ein Porträt der Friedensnobelpreisträgerin ist auf dem Podium des Osloer Rathauses zu sehen, der Stuhl von Maria Corina Machado bleibt bei der Preisverleihung am Mittwoch leer. Die venezolanische Oppositionspolitikerin, die für ihre Verdienste um die Demokratiebewegung ausgezeichnet wird, lebt unter stetiger Bedrohung. An ihrer Stelle nimmt Tochter Ana Corina Sosa den renommierten Preis entgegen.

Bis zum Morgen war Machados Teilnahme noch erwartet worden. Dann erklärte der Direktor des Nobel-Instituts, Kristian Berg Harpviken, im norwegischen Rundfunk NRK, dass die Preisträgerin nicht bei der Verleihung zugegen sein werde. Es sei schwieriger gewesen als erwartet, Machado sicher nach Norwegen reisen zu lassen. Die Oppositionspolitikerin werde vom venezolanischen Regime bedroht, das erstrecke sich über die Landesgrenzen Venezuelas hinaus, sagte Harpviken.

„Wir können bestätigen, dass sie in Sicherheit ist“, erklärt dann der Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Jorgen Watne Frydnes, bei der Preisverleihung. Er betont, dass Machado weiterhin zur Anreise entschlossen sei. „Meine Mutter bricht nie ein Versprechen“, ergänzt Ana Corina Sosa. „In nur ein paar Stunden werden wir sie hier in Oslo in die Arme nehmen können, nach 16 Monaten in der Hölle.“

#Leben mit Haftbefehl

Machado wird für ihre Verdienste um die Demokratiebewegung in dem autoritär regierten südamerikanischen Land ausgezeichnet. Die 58-Jährige engagiert sich seit Jahrzehnten für Demokratie und Menschenrechte in ihrer Heimat. 2024 war sie als aussichtsreiche Kandidatin der Opposition von den von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahlen ausgeschlossen worden und unterstützte anschließend den alternativen Kandidaten Edmundo Gonzalez.

Venezuela wird seit 2013 von Staatschef Nicolás Maduro autoritär regiert. Nach der Wahl im vergangenen Jahr machte die Opposition Wahlbetrug öffentlich und reklamierte den Sieg für sich und ihren Kandidaten González. Bei wochenlangen Protesten nach der Wahl kamen Dutzende Menschen ums Leben und Hunderte Demonstrierende wurden verletzt. Todesdrohungen und ein Haftbefehl führten schließlich dazu, dass Machado abtauchte.

Kritisiert wurde Machado zuletzt für ihre Hinwendung zu US-Präsident Donald Trump. Kurz nach der Bekanntgabe, dass sie den Nobelpreis erhält, schrieb Machado auf der Plattform X: Man zähle heute mehr denn je auf Trump, das Volk der Vereinigten Staaten, die Völker Lateinamerikas sowie die demokratischen Nationen der Welt „als unsere wichtigsten Verbündeten, um Freiheit und Demokratie zu erreichen“.

Der Friedensnobelpreis ist mit elf Millionen Schwedischen Kronen (knapp eine Million Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr wurde die japanische Organisation der Atombomben-Überlebenden Nihon Hidankyo ausgezeichnet.