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Freilichtmuseum will Aussiedlerhof nach Detmold holen

Ein sogenannter Aussiedlerhof aus Brilon soll künftig im LWL-Freilichtmuseum Detmold zu sehen sein. Der 1958 fertiggestellte Hof solle eine der markantesten Umbruchphasen der deutschen Agrargeschichte für die Besuchenden im Freilichtmuseum erlebbar machen, kündigte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Donnerstag an. Der LWL-Finanzausschuss in Münster befürwortete den entsprechenden Baubeschluss mit einem Kostenrahmen von rund 4,9 Millionen Euro. Voraussetzung für die Umsetzung des Projekts sei, dass der Landschaftsverband 90 Prozent Zuschüsse bekomme.

Dieses einzigartige Projekt verschaffe dem LWL-Freilichtmuseum Detmold eine Spitzenpositionierung in diesem Themengebiet, erklärte LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger. Bislang sei kein anderes Freilichtmuseum in der Lage, einen Aussiedlerhof in das Ausstellungsgelände zu übernehmen. Der Aussiedlerhof solle als Meilenstein einer prägenden Umbruchsphase im Bereich landwirtschaftlicher sowie sozialer und ökonomischer Entwicklungen erstmalig didaktisch zugänglich gemacht werden. Bei optimalen Projektverlauf könnte der Aussiedlerhof im Jahr 2028 fertiggestellt werden, hieß es.

Zusammen mit dem für die Überführung vorgesehenen Hof wurden nach LWL-Angaben 37 fast baugleiche Höfe errichtet. Diese sollten die traditionellen und durch feste Dorfstrukturen in ihren Expansionsmöglichkeiten stark eingeschränkten Höfe ablösen. Die Verlagerung der Höfe aus dem Dorf „auf die grüne Wiese“ und die mit allen Traditionen brechende Bauweise hätten den Betrieben die maximale Mechanisierung und Automatisierung von Arbeitsabläufen ermöglicht, hieß es.

Das einstige Pilotprojekt gehe auf den sogenannten „Lübke-Plan“ des ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministers und späteren Bundespräsidenten Heinrich Lübke zurück, der eine grundlegende Veränderung in der Landwirtschaft angestoßen habe. Der Hof solle die Entwicklung der Landwirtschaft in der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik aufzeigen, erklärte der LWL. Zugleich solle er einen authentischen Einblick in das Leben eines bäuerlich wirtschaftenden Familienbetriebs der 1960er-Jahre ermöglichen.