Rund ein Dreivierteljahrhundert ist es her, dass jüdische Menschen Deutschland auf der Flucht vor Hass und Verfolgung verließen. Erschreckend wenige Länder waren damals bereit, die vom Völkermord Bedrohten aufzunehmen. Einige immerhin fanden Zuflucht in Großbritannien – und von dort hört man jetzt von einer überraschenden Entwicklung: Die Nachkommen dieser jüdischen Verfolgten ersuchen jetzt um die deutsche Staatsangehörigkeit (siehe Seite 10). Ihre Begründung: Sie möchten Bürger der Europäischen Union bleiben.
Das ist ein gutes Zeichen, in zweifacher Hinsicht: Zum einen zeigt es, dass unter Jüdinnen und Juden das Vertrauen in Deutschland wächst, 71 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar – manche sprechen sogar von einer „starken Verbindung“. Und es zeigt, wie wichtig jungen Briten die Zugehörigkeit zur EU ist. Das lässt hoffen, dass der Brexit eben nicht der Anfang vom Ende dieser Gemeinschaft ist, die aus den Trümmern des von Nazi-Deutschland zerstörten Europas entstand.
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