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Frauen und Männer dürfen gemeinsam an der Klagemauer beten

JERUSALEM – An der Jerusalemer Klagemauer dürfen in einer besonderen Zone künftig Frauen und Männer gemeinsam beten. Das beschloss das Kabinett am vergangenen Sonntag, wie israelische Medien berichteten. Die Regelung soll einen jahrelangen Streit um religiöse Rechte von Frauen an der Heiligstätte entschärfen.
Isreals Regierung stimmte der Einrichtung eines egalitären Gebetsbereichs mit 15 Ja- und fünf Nein-Stimmen zu. Konservativen und reformjüdischen Bewegungen soll es in dem einzurichtenden Abschnitt gestattet werden, gemeinsame Gebete für Männer und Frauen abzuhalten. Gegenstimmen kamen den Berichten zufolge von Ministern aus dem streng­religiösen Lager.
Der 900 Quadratmeter große Bereich soll südlich an die bereits existierenden geschlechtergetrennten Gebetsbereiche anschließen. Eine bereits vor zwei Jahren zu diesem Zweck vorübergehend errichtete Plattform soll entfernt und durch eine dauerhafte, mehretagige Konstruktion ersetzt werden. Alle Gebetsbereiche sollen durch einen neuen, gemeinsamen Eingang zugänglich sein.
Ferner sieht das Abkommen laut Berichten vor, dass die bestehenden geschlechtergetrennten Gebetsabschnitte weiterhin unter orthodox-jüdischer Aufsicht bleiben. Für den neuen Gebetsbereich werden Tora-Lesungen durch Frauen nicht explizit verboten, ebenso das Tragen von Gebetsschals oder -riemen nicht, wie es unter anderem die Aktivistinnen der Frauenbewegung „Women of the Wall“ (WOW; dt. Frauen der Klagemauer) tun. Das für die Klagemauer zuständige Rabbinat sieht darin jedoch eine Verletzung des jüdischen Religionsrechts.
Reformjüdische und konservative Gruppen begrüßten den Entscheid als bahnbrechend. WOW erklärte sich laut der Tageszeitung „Haaretz“ bereit, seine Gebetsfeiern nach dessen Fertigstellung in den egalitären Bereich zu verlegen. KNA