Frankreich hat die Wahl – Zwischen den Extremen

Der Grande Nation steht eine historische Parlamentswahl bevor. Der rechtsextreme Rassemblement National will die absolute Mehrheit holen. Ob es dazu kommt, ist indes fraglich. Eine aktuelle Umfrage spricht dagegen.

Am Sonntag entscheidet eine Stichwahl über die künftige Zusammensetzung der französischen Nationalversammlung. Laut dem Meinungsforschungsinstitut Ifop können die rechtsextreme Partei Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen und Verbündete mit 210 bis 240 Abgeordneten rechnen. Für die angestrebte absolute Mehrheit sind 289 nötig. Das neu geschmiedete Linksbündnis aus Grünen, Sozialisten, Kommunisten und Linkspartei (NFP) käme auf bis zu 200 Sitze. Das Parteienbündnis Ensemble von Präsident Emmanuel Macron kann den Angaben zufolge bis zu 125 Sitze erringen.

Macron hatte nach einem schlechten Abschneiden bei der Europawahl Anfang Juni überraschend Neuwahlen angekündigt. Im ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag erhielten lediglich 76 Kandidaten genügend Stimmen, um direkt in die Nationalversammlung einzuziehen. Nun folgen die Stichwahlen.

Laut Ifop hatten bei der Europawahl 42 Prozent der praktizierenden Katholiken für den rechten Rand gestimmt. Dabei galten sie einst als Bollwerk dagegen und als Unterstützer des bürgerlichen Lagers.

Zusammenschlüsse junger Katholiken haben sich derweil gegen die extremen Rechten ausgesprochen. Nach Informationen des Senders France 3 kritisieren sie eine “Verharmlosung der extrem Rechten in der katholischen Gemeinschaft”. Deren Ziele seien mit dem Kurs von Papst Franziskus unvereinbar, sagte etwa Olivier Perret, Mitbegründer einer katholischen Reformgruppe namens “Paix”. Im Juni hatten bereits 10.000 Christen den Aufruf “Im Namen unseres Glaubens werden wir gegen die extreme Rechte stimmen” unterzeichnet. Zu den Unterzeichnern zählten Theologen, Hochschullehrer, aber auch verschiedene Vertreter der evangelischen Kirche.