Die Welt befindet sich laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri in einem gefährlichen atomaren Wettrüsten. Zugleich würden die Mechanismen zur Waffenkontrolle empfindlich geschwächt, heißt es im Jahresbericht des schwedischen Instituts, der am Montag in Stockholm veröffentlicht wurde. Fast alle neun Atommächte arbeiteten an der Modernisierung und Aufrüstung ihrer nuklearen Waffenarsenale.
„Die Zeit seit Ende des Kalten Krieges, in der die Zahl der Atomwaffen in der Welt verringert wurde, geht zu Ende“, sagte Sipri-Atomwaffenforscher Hans M. Kristensen. Stattdessen sei ein klarer Trend zu „wachsenden Atomwaffenarsenalen, einer verschärften Nuklearrhetorik und der Aufkündigung von Rüstungskontrollabkommen“ zu erkennen.
Weltweit gibt es den Sipri-Schätzungen zufolge rund 12.000 nukleare Sprengköpfe, von denen etwa 9.500 einsatzfähig sind. Sie sind im Besitz der Atommächte USA, Russland, Vereinigtes Königreich, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel. 2024 waren demnach rund 2.100 der Sprengköpfe in hoher Alarmbereitschaft, also binnen kürzester Zeit einsatzbereit. Fast alle davon gehörten Russland oder den USA.
Das Institut weist zudem darauf hin, dass es demnächst keine vertraglich festgelegten Rüstungskontrollen der beiden Atom-Großmächte mehr geben wird. Die letzte verbliebene Abmachung – „New START“ – ist noch bis Anfang 2026 in Kraft. Und es gebe keine Anzeichen für Verhandlungen über eine Erneuerung oder einen Ersatzvertrag.
„Die bilaterale nukleare Rüstungskontrolle zwischen Russland und den USA ist vor einigen Jahren in eine Krise geraten, und nun fast beendet“, sagte Sipri-Direktor Dan Smith. Er erinnerte daran, dass US-Präsident Donald Trump wie während seiner ersten Amtszeit auch aktuell darauf bestehe, dass jedes künftige Abkommen auch Beschränkungen für Chinas Atomwaffenarsenal enthalten sollte. Das würde die ohnehin schon schwierigen Verhandlungen noch komplexer machen, warnt der Experte.