München – Einen Wandel beim Versand von Postkarten aus dem Urlaub beobachtet die Sprachwissenschaftlerin Josephine Obert. „Die Texte werden immer kürzer“, sagte die Forscherin von der Technischen Universität Dresden der „Süddeutschen Zeitung“. Auffällig nannte sie darüber hinaus, dass das Wort „genießen“ auf Postkarten der 1920er bis 1950er Jahre kaum benutzt worden sei. „Da hieß es eher bewertend: ‚Es gefällt uns hier. Der Strand ist schön.‘“ Heutzutage werde der Begriff geradezu inflationär verwendet, erläuterte Obert. „Da schreiben die Leute dann: ‚Wir genießen unseren Urlaub in vollen Zügen.‘ So, als wollten sie sich nochmal versichern, dass das auch wirklich stimmt.“
Die Postkarte steht seit Jahren unter wachsendem Druck etwa durch Messenger-Dienste wie Whatsapp. Laut einer Umfrage verschicken mehr als 51 Prozent der Deutschen ihre Grüße inzwischen nur noch digital. Im vergangenen Jahr beförderte die Post 195 Millionen Ansichtskarten, 15 Millionen weniger als 2014.
Für ihre Untersuchung analysierten Obert und ihr Team rund 12 000 Postkarten, die zwischen den 1920er Jahren und 2014 verschickt wurden. KNA
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