Das „Internationale Café“ in Winsen bei Hamburg hat mit einem Gottesdienst am Sonnabend sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Im Oktober 2013 hatte die evangelische Kirche in Winsen ihr Gemeindehaus in St. Marien erstmals für die Treffen geöffnet, die seitdem jeden Sonnabend Flüchtlinge und Einheimische in Kontakt bringen. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister lobte in der Predigt den langen Atem der Initiative: „Bundesweit lässt die Bereitschaft zur Unterstützung geflüchteter Menschen nach. Sie hier in St. Marien halten durch.“
Meister sagte, „wenn Jesus uns auffordert, in alle Welt zu gehen, dann meint das eben nicht den Rückzug hinter undurchdringbar hochgezogene Grenzen“. Es gelte, anderen Menschen mit offenem Ohr und offenem Blick zu begegnen. Wöchentlich kommen nach Angaben von Gemeindepastor Markus Kalmbach jeweils 80 bis 150 Menschen aus rund 30 Nationen in das Café. Dort unterstützen unter anderem Ehrenamtliche Flüchtlinge beim Deutschlernen, es gibt ein Spielzimmer für Kinder.
Seit rund einem Jahr serviert die Initiative „Winsener Lichtblicke“ auch eine warme Mahlzeit – ohne Ansehen der Person. „Im Internationalen Café verbinden sich mittlerweile die Fragen von Integration mit den Sorgen vieler um die wirtschaftliche Lage, um Heizkosten und gestiegene Lebensmittelpreise“, sagte Bischof Meister.
Der Winsener Superintendent Christian Berndt, der ebenfalls zu den Initiatoren gehört, betonte: „Auch in der Zukunft ist ein Ort für Geflüchtete wichtig, an dem sie aus der engen Unterkunft herauskommen und mit Menschen in Kontakt kommen können.“ In der hannoverschen Landeskirche gilt das Café als ein beispielhaftes Projekt für das Engagement. Um 2015 hatten sich nach Angaben des Osnabrücker Migrationsforschers Jochen Oltmer zahlreiche vergleichbare Initiativen gegründet. Viele davon hätten sich aber mit dem Rückgang der Flüchtlingszahlen in den Jahren 2017 und 2018 wieder aufgelöst.