Artikel teilen:

Fleischproduktion in Deutschland weiter rückläufig

Seit sieben Jahren wiederholt sich die Meldung: Fleischproduktion in Deutschland geht zurück. Gründe dafür sind auch veränderte Essgewohnheiten. Doch nicht jede Fleischart ist gleich betroffen.

Nach drei Mal in Folge wird gemeinhin etwas zur Tradition erhoben, nach sieben Mal in Folge müsste es demnach schon zu einer quasi verpflichtenden Regel geworden sein. Dieser Eindruck entsteht nun wieder bei den Zahlen zur Fleischproduktion in Deutschland. Mit rund 6,8 Millionen Tonnen ist sie im vergangenen Jahr erneut um vier Prozent gesunken, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervorgeht.

Damit sank die inländische Fleischproduktion seit ihrem Höchststand 2016 (8,25 Millionen Tonnen) im siebten Jahr in Folge. Insgesamt wurden 2023 in den Schlachtbetrieben 47,9 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde sowie 702,2 Millionen Hühner, Puten und Enten geschlachtet.

Besonders eindrücklich zeigt sich die Entwicklung beim Schwein. Mit 43,8 Millionen ging die Zahl der geschlachteten Schweine gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent oder 3,3 Millionen zurück. In der Sieben-Jahres-Spanne lässt sich hingegen schon ein Rückgang der geschlachteten Tiere um über ein Viertel (26 Prozent) von damals 59,5 Millionen beobachten. Fast genauso hoch ist die Verminderung in der produzierten Fleischmenge in diesem Zeitraum um 1,4 Millionen Tonnen auf rund 4,2 Millionen Tonnen Schweinefleisch. Das waren 6,8 Prozent oder 306.500 Tonnen weniger als 2022.

Dass es gerade die Produktion beim Schweinefleisch so deutlich trifft, setzt ebenfalls einen Trend fort. Zwar ist das Fleisch des Borstenviehs weiter das, was zuletzt am meisten in Deutschland verzehrt wurde, allerdings zeigt der Trend auf zurückgehendes Interesse. Wurden 2011 noch rund 40 Kilogramm Schweinefleisch pro Kopf verzehrt, waren es 2021 schon nur noch 31 Kilogramm.

Hinzu kommt ein laut Statistischem Bundesamt durchgängig niedriges Niveau der Schweinebestände. Diese sanken bis Mai 2023 auf ein Rekordtief von 20,9 Millionen Tieren in ganz Deutschland, bis November stieg die Zahl leicht an auf 21,2 Millionen Schweine; weiterhin weniger als zum Stichtag im Vorjahr (November 2022: 21,4 Millionen).

Das deckt sich auch mit einer weiteren Feststellung der Statistiker: dass die Zahl importierter Schlachttiere um fast 20 Prozent gestiegen ist. Zwar machen sie mit rund 1,5 Millionen Schweinen immer noch nur einen kleinen Anteil aus. Vor dem Hintergrund der zum 1. Februar vom Bundesagrarministerium eingeführten erweiterten Herkunftsbezeichnung auch auf nicht vorverpacktes Fleisch ist dieser Anstieg aber dennoch nicht zu vernachlässigen, verweist das Ministerium doch auf ein gestiegenes Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher an der Herkunft, genauer: der lokalen Herkunft ihrer gekauften Fleischprodukte.

Etwas weniger eindeutig ist die Statistik hingegen bei Rindern und Geflügel. So sank die Zahl der gewerblich geschlachteten Rinder gegenüber 2022 um 0,3 Prozent auf drei Millionen Tiere. Da jedoch die durchschnittlichen Schlachtgewichte zunahmen, stieg die tatsächliche Schlachtmenge um 0,6 Prozent leicht auf 992.900 Tonnen Rindfleisch.

Einen noch deutlicheren Zuwachs konnte hingegen die Geflügelsparte im vergangenen Jahr verzeichnen. Die Menge an erzeugtem Geflügelfleisch stieg 2023 um 1,4 Prozent auf 1,6 Millionen Tonnen. Als Grund geben die Statistiker insbesondere die gestiegene Erzeugung von Jungmasthühner- und Putenfleisch an.

Damit reagieren die Betriebe auch auf veränderte Ess-Gewohnheiten. Denn das Geflügel ist die einzige Fleischsparte, in der der Pro-Kopf-Verzehr in den vergangenen 30 Jahren deutlich zugenommen hat. Geflügel ist weniger fettig als Schweinefleisch, hat weniger Kalorien, dafür aber deutlich höheren Eiweißgehalt. Und auch ein Umwelteffekt könnte eine Rolle spielen: So verursacht die Produktion für ein Kilo Geflügel etwa 3,5 Kilo CO2-Äquivalente – für ein Kilo Rindfleisch sind es hingegen fast 14 Kilo.

Die Statistik zeigt einmal mehr, dass sich die Branche vor großen Herausforderungen sieht. Insbesondere unter den Schweinehaltern sind die Zukunftssorgen groß. Fraglich ist da, wie der Plan von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) auf eine zusätzliche Tierwohlabgabe für Fleischerzeugnisse aufgenommen wird. Wie das Portal “Table Media” berichtete, soll dafür bereits ein Eckpunktepapier vorliegen, das nun durch das Bundesfinanzministerium geprüft werden muss. Bauernverbände hatten derartige Pläne jedenfalls zurückgewiesen.