Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) will ihren Sparkurs angesichts sinkender Mitgliederzahlen, geringerer Finanzmittel und abnehmender gesellschaftlicher Relevanz konsequent fortsetzen. Bischöfin Beate Hofmann betonte auf der Herbstsynode im nordhessischen Hofgeismar, dass die Landeskirche intensiv darum ringe, wie sie ihre Anliegen angesichts veränderter Rahmenbedingungen weiter verwirklichen könne.
Die EKKW wird nach den Worten Hofmanns eine „hörende, betende, feiernde und singende“ Kirche bleiben, in der sich Menschen treffen, das Evangelium teilen und sich für die Sorgen anderer öffnen. Sie stellte aber auch heraus, dass immer mehr Menschen mit Religion nichts anfangen könnten und dieser Wandel nicht aufzuhalten sei. Deshalb brauche es den Spagat, dass die Kirche mit den ihr Verbundenen lebe und gleichzeitig den Kontakt zu denen suche, die nicht mehr da sind oder noch nie da waren, sowie zu Mitgliedern, die über einen Austritt nachdenken.
Wie schwierig die Finanzlage für die kurhessische Kirche ist, machte Vizepräsidentin Katharina Apel mit ihrem Finanzbericht deutlich. Für 2024 verzeichnet sie einen Rückgang der Kirchensteuererträge von rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bis Ende September hat die Landeskirche rund 145 Millionen Euro eingenommen, das sind fünf Millionen Euro weniger als im Vergleichszeitraum 2023. Noch vor einem Jahr sei die Landeskirche von einem Minus von rund einem Prozent ausgegangen.
Für 2024 rechnet die EKKW-Vizepräsidentin mit einem Gesamtkirchensteueraufkommen von 204 Millionen Euro. Abzüglich der Aufwendungen aus dem Kirchenlohnsteuer-Verrechnungsverfahren und der Zuweisungen an landeskirchliche Gemeinschaften verblieben rund 180 Millionen Euro. Dies seien neun Millionen Euro weniger als 2023 angenommen.
Die Zahl der Kirchenmitglieder geht ebenfalls stetig zurück. 2023 verzeichnete die kurhessische Kirche einen Verlust von etwa 20.000 Mitgliedern (minus 2,73 Prozent). In diesem Jahr verlor sie bis zum Stichtag 31. Oktober weitere rund 18.000 Menschen Aktuell zählt die Landeskirche noch 692.300 Mitglieder.
Angesichts dieser Entwicklung mahnte die Vizepräsidentin weitere Einsparungen an. Die verfügbare Kirchensteuerschwankungsreserve von 8,4 Millionen Euro werde nicht mehr ausreichen, um einen ausgeglichenen Doppelhaushalt 2026/2027 aufzustellen. Einschnitte stünden unter anderem im Bereich der Verwaltung und der kirchlichen Gebäude an. Deutliche Kürzungen hat die EKKW bereits während der Herbstsynode bei den Zuweisungen an ihre Kindertagesstätten beschlossen. Ab 2027 werden die jährlichen Mittel für die rund 200 Einrichtungen um vier Millionen Euro sinken. Die sogenannte Kita-Zuweisung beträgt dann noch rund 3,5 Millionen Euro.
Nach Ansicht von Bischöfin Hofmann schätzten viele das soziale Engagement der Kirche und erwarteten, dass sie weiterhin Kitas betreibe oder Notfallseelsorge anbiete, auch wenn sie selbst dazu keinen Beitrag mehr leisteten. Diese Angebote seien jedoch nur durch finanzielle Unterstützung wie Kirchensteuer, Spenden oder andere Formen gesellschaftlicher Förderung möglich.
Zum Abschluss der Herbsttagung erteilten die Synodalen rassistischen und menschenverachtenden Positionen eine Absage. Angesichts des zunehmenden Einflusses extremistischer Einstellungen und Parteien verabschiedete sie eine Erklärung, die radikalen Kräften ein berufliches oder ehrenamtliches kirchliches Engagement verwehren. Eine Mitarbeit in der Landeskirche sei für diejenigen ausgeschlossen, die „öffentlich durch Wort oder Tat den christlichen Werten und dem Auftrag der Kirche oder den Grundsätzen ihrer Ordnung widersprechen“. Das Kirchengesetz tritt am 1. Januar 2025 in Kraft.