Artikel teilen:

Filmfestival Venedig 2024 – Eine Vorschau auf das Programm

Mit Tim Burtons “Beetlejuice Beetlejuice” geht es los am Mittwoch. Einmal mehr prägt Star-Glamour aus Hollywood das Programm. Deutsche Filme laufen nicht im Wettbewerb, aber in Nebensektionen gibt es einige interessante Werke.

Es wird einmal mehr glamourös am Lido, wenn sich ab Mittqwoch für zehn Tage der rote Teppich mit Gästen füllt. Eröffnet wird die 81. Ausgabe der “Mostra internazionale del arte cinematografica” 2024 von einem lange erwarteten Hollywood-Highlight: Mit greift Tim Burton noch einmal jenen Horrorkomödien-Stoff auf, der ihm 1988 seinen Durchbruch bescherte. Neben Burton selbst werden zur feierlichen Premiere auch seine Stars Winona Ryder und Michael Keaton zu Gast sein. Und an den weiteren Festivaltagen folgen diverse andere Hollywood-Größen.

“Beetlejuice Beetlejuice” läuft außer Konkurrenz – genau wie Werke von Marco Bellocchio, Lav Diaz, Takeshi Kitano und Harmony Korine sowie der neue Film von Jon Watts mit dem Titel . Zu dessen illustrem Ensemble gehören nicht nur Brad Pitt und Amy Ryan, sondern auch Venedigs Lieblings-Hollywoodstar George Clooney.

Unter den Filmen, die 2024 den Wettbewerb bestücken, ist derweil . Nachdem Regisseur Todd Phillips 2019 bereits seine düster-intensive Comicverfilmung “Joker” in Venedig mit großem Erfolg der Weltöffentlichkeit präsentiert und dafür prompt den “Goldenen Löwen” abgesahnt hatte, wundert es nicht, dass er nun auch mit dem Folgefilm an den Lido zurückkehrt. Neben Joaquin Phoenix als düster-tragischer Antiheld Joker wird diesmal Lady Gaga als dessen Zunächst-Therapeutin und Dann-Gefährtin im Zentrum der Geschichte stehen.

Regelmäßige Besucher der “Mostra” dürften sich nicht zuletzt auf ein Wiedersehen mit der Filmkunst von Brady Corbet freuen. Nachdem der Ausnahme-Filmemacher in früheren Venedig-Jahrgängen sowohl mit “Childhood of a Leader” (2015) als auch mit “Vox Lux” (2018) für Höhepunkte gesorgt hatte, hat er sich mit seinem nächsten Opus viel Zeit gelassen. Schon seit Langem geistern Gerüchte um sein Projekt durch die Filmszene, nun ist es endlich so weit: Der Film, in dem unter anderem Adrien Brody,Felicity Jones und Guy Pearce mitwirken, wird ebenfalls im Wettbewerb zu sehen sein. Die Handlung kreist um einen Architekten, der zusammen mit seiner Frau 1947 aus dem vom Zweiten Weltkrieg verheerten Europa in die USA emigriert.

Man darf gespannt sein, was Corbet aus dieser Mär um einen Epochenumbruch macht, deren Titel sich auf den ab den 1950er-Jahren florierenden, Beton-seligen Baustil des Brutalismus bezieht und deren Hauptfigur Laszlo Toth nach jenem Mann benannt ist, der 1972 durch Vandalismus an Michelangelos “Pieta” in die Geschichte eingegangen ist.

Auch Regisseure wie Pablo Larraín, Luca Guadagnino und Pedro Almodovar flirten in ihren neuen Arbeiten, die im Wettbewerb laufen, mit dem Star-Glamour made in Hollywood. Der Chilene Pablo Larraín, der sich bereits mehrmals an ikonischen Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts abgearbeitet hat, bringt nach seinen Biopics über First Lady Jackie Kennedy (“Jackie”) und Prinzessin Diana (“Spencer”) nun seine jüngste Arbeit an den Lido. Darin schlüpft Angelina Jolie in die Rolle von Operndiva Maria Callas und spürt deren letzten Tagen 1977 in Paris nach.

Italiens Regiestar Luca Guadagnino, dessen letzter Film “Challengers” 2023 eigentlich das Festival in Venedig hätte eröffnen sollen, dann wegen des Streiks in Hollywood aber zurückgenommen wurde, ist nun mit im Wettbewerb vertreten, einer Adaption von William S. Burroughs’ gleichnamigem Kurzroman um eine Community von US-Amerikanern, die in den frühen 1950er-Jahren in Mexiko-Stadt eine Alternative zum Leben in den USA gesucht haben. Als Darsteller sind unter anderem 007-Star Daniel Craig sowie Jason Schwartzman an Bord.

Pedro Almodovar liefert mit eine weitere englischsprachige Arbeit mit internationaler Star-Besetzung ab, in der sich unter anderem Tilda Swinton und Julianne Moore die Ehre geben. Im Zentrum: Eine konfliktreiche Mutter-Tochter-Beziehung.

Neben reichlich europäischen Regiegrößen, zu denen auch der Italiener Gianni Amelio (mit ), die Georgierin Dea Kulumbegashvili (mit ) und der Franzose Emmanuel Mouret (mit ) gehören, und neben Filmemachern vom amerikanischen Kontinent wie Todd Phillips, Pablo Larraín und Walter Salles (mit ) sind auch wieder einige spannende asiatische Filmschaffende vertreten.

Dazu gehört nicht zuletzt der Chinese Wang Bing, ein schonungsloser Chronist sozialer Schieflagen in seiner Heimat, der zunächst Anfang August beim Filmfestival in Locarno seinen Film “Qing Chun (Ku)”/”Youth (Hard Times”) vorstellt, um danach im Wettbewerb der “Mostra” den Anschlussfilm zu präsentieren.

Frauen auf dem Regiestuhl sind in der Wettbewerbsauswahl einmal mehr stark in der Minderheit. Die Griechin Athina Rachel Tsangari – eine aus der Filmemacher-Generation, die wie Yorgos Lanthimos im Zug der “Neuen griechischen Welle” in den 2010er-Jahren international von sich reden machte – ist mit ihrem Film eine dieser Wenigen. Rund um Caleb Landry Jones in der Hauptrolle, der letztes Jahr als “DogMan” am Lido gefeiert wurde, wird der Film als “tragikomische Version eines Western” beworben.

Die Produkte der deutschen Kinobrache haben es einmal mehr nicht in die Konkurrenz um die “Löwen” von Venedig geschafft. Immerhin: Mit Julia von Heinz sitzt eine deutsche Filmemacherin in der von Isabelle Huppert geleiteten internationalen Jury, die 2024 über die Vergabe der Festivalpreise entscheiden darf.

Und in den Nebensektionen finden sich insgesamt 17 deutsche Produktionen und Koproduktionen. Spannend dürfte nicht zuletzt werden, Andres Veiels dokumentarische Auseinandersetzung mit Deutschland berühmt-berüchtigter Regisseurin Leni Riefenstahl, Ihr Dokumentarfilm “Triumph des Willens” (1935) über den NS-Parteitag in Nürnberg, bei dem Hitlers Getreue als ornamentale Masse aufmarschierten und der “Führer” selbst sich wie ein Messias feiern ließ, ist eines der markantesten Beispiele dafür, wie sich das Medium Film in den Propaganda-Apparat der Nazis einspannen ließ. Die Doku läuft in Venedig außer Konkurrenz.

In der “Orizzonti”-Sektion ist außerdem zu sehen, der neue Film von Tim Fehlbaum, der bereits mit seinen dystopischen Zukunftsfilmen “Hell” und “Tides” starke Talentproben abgeliefert hatte. Sein neuer Film wendet sich nun der Vergangenheit zu: Es geht um eine Crew des US-Senders ABC, die im Sommer 1972 von den Olympischen Spielen in München berichtet, dann aber vor unerwarteten Herausforderungen steht, als das Sportereignis zum Rahmen eines Geiseldramas wird, als palästinensische Terroristen israelische Sportler in ihre Gewalt bringen. Als Darsteller wirken unter anderem Peter Sarsgaard und Leonie Benesch mit.