Die Dokumentation “Friedensglocken für Europa” ist am Donnerstagabend in Stuttgart uraufgeführt werden. Die gut 40-minütige Tellux-Produktion gibt einen Einblick in das auf Völkerverständigung und Versöhnung ausgerichtete Projekt. In dessen Rahmen werden während des Nationalsozialismus in den deutschen Ostgebieten und besetzten Ländern entfernte Glocken ihren ursprünglichen Besitzern übergeben.
Ein Schwerpunkt des Films von Dominik Wessely liegt auf der Reise, bei der der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst im Juni drei Glocken nach Polen brachte. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), dessen Eltern vor Kriegsende von dort vor der Roten Armee geflohen waren, hatte Fürst ins Ermland begleitet. Wahrscheinlich hatte eine der zurückgebrachten Glocken bei der Taufe von Kretschmanns älterem Bruders geklungen.
Ab 1940 wurden insgesamt rund 100.000 Glocken etwa von Kirchen und Rathäusern entfernt und der Rüstungsindustrie zur Verfügung gestellt. Bis Kriegsende blieben 16.000 erhalten; die meisten kamen zurück in ihre Gemeinden, 1.300 landeten auf dem Hamburger “Glockenfriedhof”. Sie wurden Kirchengemeinden in der Bundesrepublik überlassen. Bei einer Untersuchung in den katholischen Kirchen Württembergs zeigte sich, dass 67 Instrumente vom “Glockenfriedhof” stammen. Der Film zu dem in dieser Form einmaligen Projekt kann beim Unternehmen Tellux sowie über das Katholische Filmwerk bestellt werden.