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Fido gibt den Knochen nicht her

Der kleine Hund Fido sitzt auf der Straße und hält einen Riesenknochen fest in den Pfoten. Doch in der Ecke des Bildes türmt sich vor ihm ein riesiger Schatten auf. Es ist Brutus, erklärt der Bildtext: „Plötzlich verstand Fido, was sein Herrchen meinte, wenn dieser versuchte, ihm zu erklären, was ‘Ambivalenz’ bedeutet.“ Aus dem Bild spreche „eine Mischung von Verzweiflung und Mut des Schwächeren“, erklärt Kurator Thomas Kronenberg. Das Gemälde sehe erst gemütlich aus, auf den zweiten Blick komme der Schreck. Das Bild und die Skulptur Fido geben der ab diesen Samstag geöffneten Ausstellung von Werken der Malers und Zeichners Bernd Pfarrs (1958-2004) im Caricatura-Museum Frankfurt am Main den Titel „knochenzart“.

Pfarrs Gemälde faszinierten mit ihren strahlenden Farben und vielen Details, sagt Kronenberg. Aus einer harmonischen Ästhetik erwachse der absurde Humor. Der Künstler habe sich in seinen Werken „viel Zeit für den kurzen Witz“ genommen. „Es ist kein banaler Witz, man kann lange über ihn nachdenken.“ Der Kurator findet: „Bei Bernd Pfarr fühlt man sich wohl.“ Der Künstler habe viele Tiere zu seinen Helden gemacht, Hunde, Bären, Krokodile und andere. Zu diesem Leitmotiv gesellen sich Engel hinzu, die Ausstellung trägt den vollen Titel: „Bernd Pfarr. Knochenzart. Bilder von Tieren und Engeln“.

Da klettert ein Bergsteiger mit Pickel und zusammengebissenen Zähnen eine Steilwand hinauf, auf seinen Rücken klammert sich ein Engel. „Die Anwesenheit seines Schutzengels machte die Aufgabe für Bergsteiger Ignaz Mäuser nicht wesentlich einfacher“, erklärt der Bildtext. Pfarr kennzeichne auch seine schöne Sprache, befindet der Kurator. Die bis 19. Januar 2025 geöffnete Schau vereint 64 Gemälde, 260 Zeichnungen, zwei Skulpturen und einen Film.

Einen prominenten Platz unter den Zeichnungen haben die absurden Abenteuer des Buchhalters Sondermann aus der Satirezeitschrift „Titanic“. So sieht man, wie Herr Sondermann, mit einer Schar von Hunden in der Badewanne, aus dieser gescheucht wird, weil er einen Geschäftstermin habe. Im nächsten Bild wird der Geschäftspartner mit einer Schar Enten in dieselbe Badewanne gebeten. Pfarr entführe mit seinen absurden Geschichten in eine andere Welt, sagt Kronenberg.

Nach der Figur des Sondermanns ist der Preis für komische Kunst benannt, der seit 20 Jahren jährlich verliehen wird, worauf der Leiter des Caricatura-Museums, Martin Sonntag, hinweist. Zu den Zeichnungen gehören auch Erlebnisse des Hundes Kurt im Himmel aus dem Adventskalender „Von Engeln und anderem Geflügel“, die Comicgeschichten von Alex dem Raben aus dem Reformhaus-Kurier und die frühen Comics des Enterichs Dulle in der Tradition des Donald-Duck-Zeichners Carl Barks.

Bernd Pfarrs Komik sei einzigartig, betont Sonntag. Bei der Vielfalt seiner Motive sei seine Farbpalette unerreichbar, und es sei ihm immer um die beste Form gegangen. Pfarr gehörte um Umkreis der Karikaturisten der „Neuen Frankfurter Schule“. Nachdem das Museum mit der Bernd-Pfarr-Ausstellung „Komische Welten“ von dem Gründungsdirektor Achim Frenz 2008 eröffnet wurde, ist die zweite Pfarr-Ausstellung des Hauses die erste, die sein Nachfolger Sonntag vorbereitet hat. Bis zu Pfarrs frühem Krebstod im Jahr 2004 sind 20 Einzelbände mit seinen Werken erschienen, knapp 30 Bücher wurden von ihm illustriert.

Anlass für die Motive der Ausstellung ist nach den Worten von Kronenberg die Wiederauflage der Bücher Pfarrs „Alex der Rabe“ und „Engel und sonstiges Geflügel“. Pfarr sei trotz seiner jahrelangen Krebserkrankung ein fröhlicher und komischer Künstler gewesen, erklärt der Kurator. Das sei in der Schau spürbar: „Sie wirkt wohltuend und harmonisch“ – und bringe die Betrachter zum Lachen.