Studierende der Fachhochschule (FH) Kiel haben eine Prognose für rettungsdienstliche Einsatzzahlen erstellt. Für die kommenden 15 Jahre prognostizieren sie eine erneute Steigerung der Einsätze um über 50 Prozent, wie die FH Kiel am Dienstag mitteilte. Das jetzt abgeschlossene Projekt „Prognose 2040“ hatten die FH Kiel und die Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) im vergangenen Wintersemester gestartet, Studierende des Fachbereichs Wirtschaft analysierten den Angaben zufolge mehr als zwei Millionen Datensätze zu rettungsdienstlichen Einsätzen der vergangenen zehn Jahre. Anschließend verrechneten sie die Daten mit der Bevölkerungsprognose des statistischen Bundesamtes.
Bis 2040 werde der Anteil älterer Patienten weiter steigen, hieß es. 70- bis 90-Jährige würden künftig mehr als die Hälfte aller Rettungsdiensteinsätze ausmachen. Habe es die RKiSH 2023 mit 248.000 Einsätzen zu tun gehabt, müsse sie bis 2040 mit bis zu 400.000 Alarmierungen jährlich rechnen.
Die Bachelorarbeit einer Studentin habe wissenschaftlich untermauert, dass nur rund ein Drittel der zusätzlichen Einsätze bis 2040 rein demografisch begründet sei. Zwei Drittel des Wachstums hätten einen strukturellen Hintergrund: Personen wendeten sich aus Ermangelung von Alternativen häufiger an den Rettungsdienst als früher.
„Die Zahlen bedeuten eine enorme Herausforderung für die RKiSH, denn schon heute gibt es einen stark spürbaren Fachkräftemangel im Gesundheitswesen“, erklärte RKiSH-Geschäftsführer Michael Reis. Die RKiSH stehe vor der Aufgabe, ihre Kapazitäten so auszubauen, dass die steigende Einsatzmenge weiterhin gesetzeskonform abgedeckt werden kann.
Reis sprach einer Reform des Rettungswesens hohe Bedeutung zu: „Der Schlüssel heißt Differenzierung des Rettungswesens und bedeutet, zu jedem Einsatz genau die Ressource zu entsenden, die für den konkreten Patientenfall erforderlich ist.“ Das müsse „in vielen Fällen kein notarztbegleiteter Intensivtransport in eine Spezialklinik sein, manchmal reicht eine fachliche ambulante Abklärung.“ Die Nachfragemenge könne gestaltet werden.