VonUlrike Trautwein
Himmelfahrt ist im Gegensatz zu Weihnachten schwierig. Jedenfalls, was das Feiern betrifft. Da fallen mir sofort die vielen kurios bis anrührenden Krippenspiele ein, die ich im Laufe meines Lebens genossen habe. Ich stelle mir vor, wie man Himmelfahrt als „Krippenspiel“ inszenieren könnte. Mit den Jüngern ist das kein Problem. Aber was macht man mit dem Jesuskind, der ja hier ein erwachsener Mann ist? Eine symbolische Kerze oder eine richtige Besetzung wie bei den Oberammergauer Passionsspielen? Wäre komisch, ihn dann ihn in die Höhe zu ziehen – das erinnert mich an ein Altarbild, auf dem nur Jesu Füße am oberen Bildrand zu sehen sind. Tatsächlich gab es früher solche Himmelfahrtsspiele. Kreisrunde Löcher in den gotischen Gewölben der Berliner Marienkirche oder der Brandenburger Katharinenkirche erinnern daran. Man nannte sie Heiliggeistlöcher. Zu Himmelfahrt wurden dort Figuren durchgezogen. Danach regnete es Blütenblätter herunter oder glimmende Leinenfasern als Zeichen für den Heiligen Geist mit seinen feurigen Zungen. Spätestens durch die Aufklärung verloren die Leute die spielerische Lust an solchen Inszenierungen. Kaum vorstellbar, sie wieder zu beleben.
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