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Falsch verstandene Toleranz

UK 49/2017, Tradition (Seite 1: „Lasst die Finger vom Christkind“)
Positiv überrascht war ich von der Warnung der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor, die christlichen Traditionen dem Zeitgeist zu opfern. Es sei eine falsch verstandene Toleranz, Sankt Martin, den Nikolaus oder das Christkind zu ersetzen durch kulturell neutrale Begriffe und Inhalte. Die langjährige muslimische Religionslehrerin im Ruhrgebiet stellt sogar fest, dass sie keine Islamgläubigen kenne, welche Weihnachtsmärkte oder Martinszüge ablehnen. Schon die sozialistische DDR wollte die Wörter „Engel“ durch „Jahresendfigur“ und „Nikolaus“ durch „Weihnachtsmann“ ersetzen.
Auch Vertreter der atheistischen „Giordano-Bruno-Stiftung“ bezeichnen die christlichen Ostertage als Hasen- und Eierfest. Immer mehr Zeitgenossen kämpfen für eine Liberalisierung der stillen Tage Allerheiligen, Karfreitag und Totensonntag, um etwa den Discobetrieb und andere „Halligalli-Events“ zu ermöglichen.
Wir Protestanten sollten nicht nur entschieden unsere Stimme erheben gegen ökonomische, soziale und ökologische Missstände, sondern auch gegen kuturelle Fehlentwicklungen. Wenn wir in unseren Kirchen keinen Konsens finden für die Grenzen der Toleranz, werden die zunehmenden Rechtspopulisten verstärkt diese Themen besetzung zur „Rettung des christlichen Abendlandes“.

Hermann Reyer, Kierspe