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Fahrten zu KZ-Gedenkstätten fördern Zivilcourage

DORTMUND – Schülerfahrten zu Gedenkstätten wie ehemaligen Konzentrationslagern stärken nach Ansicht von Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) Dortmund, die Zivilcourage von Schülern. „Bei solchen Fahrten geht es nicht nur darum, etwas über die Orte der Opfer und Täter zu erfahren“, sagte Junge-Wentrup im polnischen Oswiecim. Schüler könnten erfahren, dass die Entwicklung der Gesellschaft auch davon abhänge, welche Position jeder Einzelne etwa bei der Diskriminierung von Menschen oder aktuell in der Flüchtlingskrise einnehme.
Das IBB organisiert künftig zusammen mit der Essener Bethe Stiftung in acht Bundesländern verstärkt Schülerfahrten in ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten wie Auschwitz, aber auch Majdanek, Treblinka oder Sobibor in Polen. Die Bethe Stiftung stellt dafür mindestens zehn Millionen Euro zur Verfügung, die Organisation und Durchführung der Fahrten liegt beim IBB.
Kooperationen gibt es mit NRW, Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Auch mit Brandenburg und Bremen ist eine Zusammenarbeit geplant. „Der Besuch dieser Orte ist ein zentraler Punkt in der Auseinandersetzung von Schülern mit der deutschen Geschichte“, betonte Junge-Wentrup. Die Fahrten sollen im Unterricht vorbereitet und von den Schülern anschließend in Form von selbst gestalteten Präsentationen, Ausstellungen oder Filmen verarbeitet werden.
Besuche in KZ-Gedenkstätten lösten bei Jugendlichen einen völlig anderen Lernprozess aus als der Unterricht im Klassenzimmer, sagte der IBB-Geschäftsführer. „Das geht über das Lernen von abfragbarem Wissen hinaus, sondern es geht um das Selbstverständnis jedes Einzelnen: Wie stehe ich in der Gesellschaft?“ Die Schüler könnten einen Eindruck davon bekommen, zu welchen dramatischen gesellschaftlichen Fehlentwicklungen es kommen könne. „Sie erfahren, dass es von jedem Einzelnen abhängt, Position zu beziehen, sich zu engagieren und Zivilcourage zu zeigen“, sagte Junge-Wentrup. epd