Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die rechtsextremistische Vereinigung „Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“ verboten. Am Mittwochmorgen durchsuchten rund 700 Polizeikräfte in zwölf Bundesländern Wohnungen von Mitgliedern und Vereinsräume der Organisation, wie Faeser im Anschluss mitteilte. Nach ihren Worten ist die „Artgemeinschaft“ eine sektenartige, rassistische und antisemitische Organisation, die vor allem Kinder und Jugendliche versucht habe zu indoktrinieren. „Kern dessen war die nationalsozialistische Rassenlehre“, sagte Faeser.
Ihr Ziel sei es gewesen, eine rechtsextremistische Weltanschauung auszuleben und zu verfestigen. Das sei insbesondere durch die Weitergabe der Ideologie an Kinder und Jugendliche mittels einschlägiger Literatur erfolgt, die zum Teil aus der NS-Zeit stamme und nur minimal abgewandelt worden sei. Durch das Betreiben eines vereinseigenen „Buchdienstes“ und einer Webseite sowie mittels sozialer Medien seien auch Nichtmitglieder mit rechtsextremistischem Gedankengut radikalisiert und geworben worden.
Bei den Durchsuchungen wurden Faeser zufolge große Mengen extremistischer Literatur gefunden und beschlagnahmt. Sichergestellt wurden demnach auch Schusswaffen. Waffenrechtliche Erlaubnisse seien aberkannt worden. Gefunden hat die Polizei zudem auch Gold, Bargeld und ABC-Schutzausrüstung, wie Faeser sagte.
Durchsucht wurden nach Angaben des Innenministeriums 26 Wohnungen von 39 Mitgliedern und Vereinsräume in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. Das Ministerium gibt die Zahl der Mitglieder mit rund 150 an. Die Polizeimaßnahmen seien ein Jahr lang vorbereitet worden. Maßgeblich für das Verbot seien Erkenntnisse der Verfassungsschutzbehörden von Bund und Ländern gewesen, sagte Faeser.
Die „Artgemeinschaft“ verbreitete laut Bundesinnenministerium „unter dem Deckmantel eines pseudoreligiösen germanischen Götterglaubens ihr gegen die Menschenwürde verstoßendes Weltbild“. Zentrales Ziel seien Erhalt und Förderung der eigenen „Art“ gewesen, welche mit dem nationalsozialistischen Terminus der „Rasse“ gleichzusetzen sei. So habe der Verein seinen Mitgliedern Anweisungen zu einer richtigen „Gattenwahl“ innerhalb der nord- und mitteleuropäischen „Menschenart“ gegeben, um das der rassistischen Ideologie des Vereins entsprechend „richtige“ Erbgut weiterzugeben. Menschen anderer Herkunft seien herabgewürdigt worden.
Am Dienstag vergangener Woche hatte Innenministerin Faeser den rechtsextremistischen Verein „Hammerskins Deutschland“ verboten, einen Ableger der 1988 in den USA gegründeten „Hammerskins Nation“. Die Zahl der Mitglieder dieser sich als Elite der Skinhead-Szene verstehenden Gruppe gab das Ministerium mit 130 an.