Kinder aus Kriegsgebieten leiden unter psychischen und körperlichen Belastungen aufgrund der Krisenerfahrung. Für die Heilung sei ein sicheres Umfeld nötig, empfiehlt eine Expertin.
Traumatisierte Kinder aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten oder der Ukraine benötigen zur Heilung laut Expertin ein sicheres Umfeld. Die Wiener Psychotherapeutin Barbara Winzely sprach sich in einem Interview mit dem Deutschlandfunk (Freitag) dafür aus, Kinder aus solchen Krisengebieten herauszuholen, selbst wenn die Begleitung durch ihre Eltern nicht möglich sei.
“Die Eltern und Bezugspersonen sind ebenfalls schwer traumatisiert und können ihre Funktion als sogenannte Significant Caring Adults (bedeutsame Bezugspersonen) nicht richtig ausführen”, sagte Winzely.
Kinder und Jugendliche befänden sich noch in der Entwicklungsphase. Vertrauen zum Beispiel werde im Wesentlichen in der Kindheit gebildet. Heranwachsende benötigten deshalb ein “gutes, sicheres, förderliches Umfeld”, erklärte Winzely. “Genau das fehlt in Kriegszeiten” und habe “verheerende Folgen”.
Bei Kindern aus Kriegsgebieten beobachtet die Therapeutin Verzögerungen in der kognitiven Entwicklung sowie motorische und soziale Störungen: “Sie sind nicht sehr beziehungsfähig und bindungsfähig.” Hinzu kämen körperliche Symptome wie schwere Schlafstörungen. Auch Erwachsene litten oft unter nachhaltigen Veränderungen durch die permanente Belastungssituation.
Um eine Heilung zu ermöglichen, sei eine psychotherapeutische Begleitung nötig, außerdem Stabilität und Sicherheit. In Kriegsgebieten sei dies aber nicht verfügbar. Länder wie Deutschland und Österreich sollten deshalb dazu bereit sein, Kinder aus Kriegsgebieten aufzunehmen und ihnen Hilfe zukommen lassen, “auch wenn sie von den Eltern und Bezugspersonen getrennt sind”, forderte Winzely.
Mehrere deutsche Städte hatten sich vergangene Woche bereit erklärt, traumatisierte und schwer erkrankte Kinder aus dem Gazastreifen und Israel zur ärztlichen Behandlung aufzunehmen. Das Auswärtige Amt lehnte ab. Staatsministerin Serap Güler (CDU) sagte dem Kölner Stadt-Anzeiger, die Initiative sei “nett für den Wahlkampf oder um damit punkten zu wollen, den Menschen selbst hilft sie aber nicht”. Wichtiger und hilfreicher sei es, “Länder in der Region zur Aufnahme zu motivieren.”