Streit an Weihnachten ist in vielen Familien so sicher wie das Amen in der Christmette, berichtet Psychotherapeut Christian Lüdke. Doch das muss nicht sein, findet er – und hat entsprechende Tipps auf Lager.
Wie lässt sich Streit unterm Christbaum vermeiden? Im Bonner “General-Anzeiger” (Mittwoch) gibt der Essener Psycho- und Verhaltenstherapeut Christian Lüdke Tipps für sieben typische Konfliktfälle:
Rechtzeitig ansprechen, rät Lüdke. Der Enkel könnte anbieten, Omas Tradition zu respektieren, aber dann halt nur die Beilagen zu essen. Alternativ könnte er anbieten, auch ein eigenes Gericht mitzubringen, das die Familie probieren kann.
Nicht verschweigen, aber Person und Verhalten bei der Kritik entkoppeln, empfiehlt Lüdke, etwa in der Form: “Wir lieben Dich, Mama, aber deine Geschenke treffen nicht immer voll ins Schwarze.” Am besten sollte man vorher Wünsche formulieren, aber es könne “auch charmant sein, die Geste wertzuschätzen, ohne das Thema groß zu machen”.
Der Experte empfiehlt, klare Grenzen zu setzen und politische Diskussionen unter dem Weihnachtsbaum zu vermeiden: “Sollte der Freund jedoch bewusst provozieren, könnte man höflich, aber bestimmt sagen, dass solche Gespräche nicht Teil der Feier sein sollten, um den familiären Frieden zu wahren.”
Ein Kind direkt auszuschließen könnte das Verhältnis belasten, so der Therapeut. “Stattdessen kann man die Einladung so gestalten, dass Aktivitäten oder Rituale einen Rahmen bieten, in dem das Kind integriert wird. Geduld und Humor können helfen, den Abend zu überstehen.”
Frühzeitig klar besprechen und planen, rät Lüdke: “Man könnte im Wechselmodell feiern oder bestimmte Tage individuell zuweisen.” Alternative könnte ein gemeinsames Treffen beider Familien an einem neutralen Ort sein.
Der Therapeut empfiehlt, vorher klare Grenzen zu setzen und bei Verstößen “notfalls dann auch sofort zu gehen und das Thema nach den Feiertagen ernsthaft zu besprechen”.
Paare sollten ehrlich vorher darüber sprechen, “ob sie sich vielleicht als Geschenk einen gemeinsamen Wunsch erfüllen oder sich wie beim Besuch einer Spielbank auf ein klares Budget einigen”, so Lüdke. Wichtiger als der materielle Wert eines Geschenkes sei der emotionale Wert, aufmerksam zugehört zu haben: “Gute Geschenke berühren das Herz. Aber bitte keine Gutscheine verschenken!”