Bauen, bauen, bauen – das ist nach Einschätzung eines Experten das beste Mittel gegen den Mangel an sozialem Wohnungsbau. “Wenn es für alle genügend Wohnungen gibt, werden Sozialbauten unnötig”, sagte Tobias Just, Professor für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Damit dies funktioniere, dürfe es allerdings auch keine Zugangsprobleme zu Wohnraum etwa durch Diskriminierung geben, so der Experte.
Nach Angaben der Antidiskriminierungsstelle des Bundes werden Menschen wegen ihres Alters, ihrer Herkunft oder ihrer Religion bei der Wohnungsvergabe oftmals nicht berücksichtigt.
Volkswirt Just: “Wohnen ist ein elementares Gut”
Laut Statistik gibt es derzeit rund eine Millionen Sozialwohnungen; es müssten aber bis 2030 mindestens doppelt so viele sein, zeigt eine aktuelle Studie, die das Pestel Institut im Auftrag des Bündnisses Soziales Wohnen erstellt hat. Zudem fehlten 550.000 Wohnungen ohne Sozialbindung.
Die Knappheit von Wohnungen verteuere sie und mache es für Menschen mit niedrigem und auch mittlerem Einkommen schwierig, den regulären Mietpreis von oft mehr als 30 Prozent des Nettoeinkommens zu zahlen, so Volkswirt Just. “Wohnen ist aber ein elementares Gut, es bietet Sicherheit, Schutz und auch Wärme”, betonte er. “Es ist nicht ersetzbar.”
Experte: Das gewohnte Stadtbild wird sich verändern
Um mehr Wohnungsbau zu erreichen, plädiert der Volkswirt für eine andere Art von Bauten. Flächen seien in den städtischen Ballungszentren knapp. Am einfachsten sei es deshalb, in die Höhe zu bauen. Mitunter müsse man in Kauf nehmen, dass sich das gewohnte Stadtbild verändert, “der Kirchturm nicht mehr Mittelpunkt ist” und eventuell auch, dass Wohnungen in Gewerbegebieten gebaut würden. “Das ist ja kein Naturgesetz, dass das nicht geht.”
Schnelleres in die Höhe bauen sei etwa durch industrialisiertes Bauen möglich, so Just weiter. Dabei werden die Häuser aus Fertigteilen zusammengesetzt. “Das sind dann vielleicht keine architektonischen Kleinode, aber es ist kostengünstiger und nachhaltiger, weil die Teile wiederverwendbar sind.”
Wohnberechtigungsschein für Sozialwohnung benötigt
Vor 75 Jahren begann in der Bundesrepublik der soziale Wohnungsbau. Die Grundsteinlegung der Böcklersiedlung in Neumünster in Schleswig-Holstein am 5. März 1950 gilt als baulicher Beginn der systematischen sozialen Wohnraumförderung nach dem Zweiten Weltkrieg.