Im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) ist am Dienstag die 9. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa eröffnet worden. Vertreter von nahezu 100 Kirchen wollen sich bis 2. September mit globalen Herausforderungen wie Migration, Minderheitenfragen, dem Ukraine-Konflikt, der Lage im Nahen Osten sowie dem interreligiösen Dialog befassen. Das Motto der Tagung lautet „Im Licht Christi – zur Hoffnung berufen“.
Der Gemeinschaft gehören 96 lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus mehr als 30 Ländern in Europa und auch aus sechs lateinamerikanischen Kirchen an. Damit vertritt die Kirchengemeinschaft nach eigenen Angaben aktuell insgesamt rund 40 Millionen Protestanten.
Unter den rund 100 Delegierten und Gästen aus der Ökumene nimmt auch eine Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) teil. „Der gemeinsame Austausch“ trägt laut EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber dazu bei, dass sich die Christen Europas immer besser verstehen – „über Ländergrenzen hinaus“.
Der rumänische Pfarrer Stefan Cosoroaba von der gastgebenden Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien beschrieb zum Auftakt am Dienstag die schwierige Situation seiner Diasporakirche mit noch rund 10.000 Mitgliedern. Die Vielfalt von historisch bedeutenden Kirchen und Gebäuden lasse sich kaum noch erhalten. Er lobte das große Netzwerk von ausgewanderten Gemeindemitgliedern im Ausland, die die Kirche sehr unterstützten.
„A.B.“ steht für das „Augsburgische Bekenntnis“ aus dem Jahr 1530. Die auf deutsche Einwanderer des 12. Jahrhunderts zurückgehende Kirche zählte unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg noch rund 300.000 Mitglieder. Bereits unter kommunistischer Herrschaft begann eine Abwanderung der „Siebenbürger Sachsen“.
Überschattet wurde der Beginn der Vollversammlung vom Rückzug von neun Delegierten der Ungarischen Reformierten Kirche. Diese stellte den Antrag, die Diskussion über den Studientext „Geschlecht – Sexualität – Ehe – Familie“ von der Tagesordnung abzusetzen. Dies wurde von Rat und Präsidium der Kirchengemeinschaft (GEKE) zurückgewiesen. Der Brite John Bradbury vom GEKE-Präsidium sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), durch den Rückzug der Delegierten sei die Arbeit der Vollversammlung jedoch nicht gefährdet.
Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa versteht sich vor allem als evangelische Stimme Europas. Die Kirchengemeinschaft will zudem den sozialen und kulturellen Zusammenhalt in Europa stärken. Die rund alle sechs Jahre stattfindende Vollversammlung als oberstes Gremium der GEKE entscheidet über die Arbeit des Dachverbandes in den kommenden Jahren. Frühere Vollversammlungen fanden in Basel, Florenz, Budapest, Belfast, Wien und Straßburg statt.
Die GEKE wurde 1973 gegründet, damals noch unter dem Namen „Leuenberger Kirchengemeinschaft“. Mit der Verabschiedung der Erklärung auf dem Leuenberg bei Basel wurde eine seit der Reformation im 16. Jahrhundert bestehende, mehr als 450 Jahre währende Trennung innerhalb der evangelischen Kirchen beendet. Die Mitgliedskirchen gewähren sich aufgrund dieses historischen Dokuments Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.