Frau Meyer, wie sind Sie auf die Idee für das Friedensläuten gekommen?
Roswitha Meyer: Schon mein ganzes Leben suche ich nach schönen und begeisternden Wegen, um meinen Beruf als Musikerin mit gesellschaftlichem Engagement zu verknüpfen. Am Friedensläuten 2019 mitarbeiten zu dürfen war für mich ein absolut beeindruckendes Erlebnis einer solchen Symbiose. Mit den vielen ebenso positiv engagierten Menschen überall in Europa diese Aktion durchzuführen, war einfach wunderbar. Das wollte ich unbedingt fortführen.
Das Friedensläuten fand schon einmal 2018 und 2019 statt. Wie war damals die Stimmung?
Damals läuteten weit über 1.000 Glocken wirklich in ganz Europa: ein Griechisches Kloster, English Handbell Ringers, der Campanile di San Marco Venezia, ungezählte deutsche, französische, tschechische, lettische, slowenische, finnische Pfarrer und Pfarrerinnen machten mit, das geschichtsträchtige Rathaus von Berlin-Schöneberg genauso wie die Friedensstädte Osnabrück und Regensburg: Alle waren dabei. Manche Gotteshäuser wie Notre Dame de Paris konnten nicht geläutet werden. Die Kathedrale hatte gerade den tragischen Großbrand überlebt.

Wie haben Sie das Läuten damals erlebt?
Die Rückmeldungen der Teilnehmenden haben mich sehr berührt. Ein Friedensläuten ist nur ein Zeichen, trotzdem bedeutete es ihnen so viel. Als beim letzten Mal – da fand das Friedensläuten am UN-Friedenstag am 21. September statt – alle Arbeit getan war und es darum ging, wo ich sein würde, entschied ich mich für eine kleine unscheinbare Glocke. Ein Museumswärter wollte sie läuten, obwohl er keine Erlaubnis dazu hatte. Seine Begründung: Für nichts auf der Welt würde er das tun. Für Frieden läuten – das sei alles in der Welt wert. Und so läutete er entschieden und mit vollkommenem Ernst seine einzige Glocke für Frieden in Europa.
Warum engagieren Sie sich für Frieden?
Sich zu engagieren gibt einem selbst sofort Sinn und Verbundenheit mit der Welt, der Nachbarschaft oder einfach nur mit dem nächstbesten Menschen, der gerade etwas braucht. Da haben immer gleich beide etwas davon.
Ich bin ein Kind der Nach-68-Generation. Ich bin mit deren Idealen von Frieden unter allen Menschen aufgewachsen und finde, Frieden wird einfach viel zu wenig beachtet, gewürdigt, gefeiert. Da ist so viel mehr zu tun, um Einfluss und Würde und die unfassbare Power sichtbar zu machen, die Frieden bedeutet und imstande ist, freizusetzen. Ich wünschte, ein jeder würde an seinem Ort und gerade so, wie es ihm Spaß macht, seine Version von gutem Frieden feiern – und seinen Nachbarn gleich mit dazu einladen.