In nur drei bis vier Bildern brachten sie tiefe Lebensweisheiten aus Kindermund ins Bewusstsein von Millionen erwachsener Leserinnen und Leser. Die schmunzelten – und waren für einen Moment ein echtes Stück weiter. Danke, Peanuts!
Millionen Herzen haben sie im Sturm erobert. Die Comic-Strips der „Erdnüsse“ oder auch „Kleinzeugs“, wie die „Peanuts“ übersetzt heißen, erzählen die Erlebnisse und Lebenserfahrungen US-amerikanischer Vorstadtkinder: pannenreich, lustig oder traurig, melancholisch oder auch philosophisch. Und auch, wenn das Wort „Gott“ nirgendwo ausdrücklich erwähnt wird: Fragen nach dem Sinn des Lebens und wie es auf der anderen Seite weitergehen könnte kommen immer wieder vor.
Wie seine Hauptfigur Charlie Brown hatte auch ihr Zeichner Charles M. Schulz eine eher unglückliche und nachdenkliche Kindheit im Mittleren Westen gehabt; in Schule und Nachbarschaft kam er nicht so recht an. Und wie Charlie Brown hatte er einen Mischlingshund als besten Freund. Am 26. November 1922 wurde Charles M. Schulz geboren.
Das eigene Leben verarbeitet
Es war die Biografie eines nicht untypischen US-Amerikaners im frühen 20. Jahrhundert. Sein Vater Carl (1897-1986) war Friseur aus Stendal in Sachsen-Anhalt. Als Panzergrenadier war Charles Monroe Schulz im Zweiten Weltkrieg an der Befreiung des KZ Dachau beteiligt. Später schuf er dann mit den „Peanuts“ einen der amerikanischsten Comics überhaupt. Mehr als 17 000 Comicstrips hat er geschaffen, allesamt in Alleinarbeit. Im Oktober 1950 erschien der erste davon in sieben US-Zeitungen.
Helden gibt es viele in den Bildgeschichten der „Peanuts“; eigentlich alle, könnte man sagen. Nachbar Linus – der mit der Kuscheldecke (im US-Original: Sicherheitsdecke) –, ist der kleine Bruder der mal garstigen, mal gnadenlosen Lucy.
Schröder, der Beethoven-Liebhaber mit seinem tragbaren Kinderflügel, der erfolglos von Lucy angeschwärmt wird. Pig Pen, der ewig schmutzige Nachbarsjunge. Die altklugbebrillte Marcie, die ebenso unglücklich in Charlie Brown verliebt ist wie die selbstbewusste, aber schulschwache Peppermint Patty.
Auch seinem eigenen Kindheitshund „Spike“ von damals hat der „Peanuts“-Zeichner ein charmantes Comic-Denkmal gesetzt. Der außergewöhnliche Beagle Snoopy wurde Vorbild für Generationen sprechender Comic-Haustiere. Snoopy liegt am liebsten auf dem Dach seiner Hundehütte und träumt seine Karrieren: ob als Flieger-Ass, Baseballstar oder Pfadfinder, ob als „Joe Cool“, Eistanztrainer oder „weltberühmter Supermarktkassierer“. Snoopys Zwillingsbruder Spike lebt normalerweise zusammen mit einem Kaktus in der kalifornischen Wüste. Und dann ist da noch Woodstock, der kleine Vogelfreund und Sekretär von Snoopy, der auf der Maschine schreiben und stenografieren kann.
Der Erfolg der Peanuts war durchschlagend. Immer mehr Zeitungsverlage wollten Charlie Brown und seine Mannschaft. 1975 erreichte Schulz in rund 1600 Zeitungen etwa 90 Millionen Leser; die Zahl der Titel stieg bis Mitte der 80er Jahre auf 2000. Mehrere Filme kamen in die Kinos.