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Ernst Wilm: Reden um Jesu willen

UK 30/15, Kirche und Nationalsozialismus (Seite 11: „Graue Busse in den Tod“)
Dankbar für den guten und ausführlichen Bericht über die Aktion T4/ Euthanasie denke ich doch, dass das Mennighüffer Engagement und der Einsatz von Ernst Wilm nicht übergangen werden sollte. Mein Text stammt aus dem Vortrag „Das Leben und Wirken von Ernst Wilm“, den ich beim Morgenimpuls am 26. April 2014 in Mennighüffen gehalten habe:
Durch seine Mitarbeit in der Bekenntnissynode bekam der Mennighüffer Pastor Ernst Wilm Informationen über das Unrecht der Nazis an den Kranken. Unter dem verharmlosenden Namen „Euthanasie“ wurden Kranke als „lebensunwertes Leben“ ausgesondert und beseitigt.
Von einer Synode in Leipzig brachte er eine Tageszeitung mit, in der von zehn Todesanzeigen offensichtlich fünf von solchen Menschen berichteten, die in einer Anstalt umgebracht worden waren.
In einem Brief beschwor er danach Pastor von Bodelschwingh, der seine Kranken in Bethel wohl weithin schützen konnte, die Gemeinden zum Gebet in dieser schrecklichen Sache aufzurufen. Stattdessen setzte man lieber auf Schweigen in der Öffentlichkeit und auf diplomatisches Verhandeln. Ernst Wilm konnte hier nicht schweigen.
In Gruppen der Gemeinde sprach er darüber und nahm diese Not auch im Gottesdienst in Predigt und Fürbitte auf. Er verteilte Predigten von Bischof von Galen zu diesen Morden. Die Gemeinde Mennighüffen schrieb einen Brief nach Bethel: „Wenn Ihr Eure Kranken nicht mehr schützen könnt, dann schickt sie uns, damit wir sie in unseren Familien aufnehmen und uns vor sie stellen.“ (zitiert in: Die bekennende Gemeinde in Mennighüffen – D.Ernst Wilm, S. 45).  
Nach der Silvesterpredigt 1941, in der auch die Not der Krankentötung angesprochen wurde, schritt die Gestapo (Geheime Staatspolizei) ein. Sie wartete wohl noch das Sterben und die Beerdigung von Vater Wilm Anfang Januar 1942 ab und brachte Ernst Wilm dann am 23. Januar in das Bielefelder Polizeigefängnis und dann am 23. Mai weiter in das KZ Dachau, wo er bis zum Januar 1945 gefangen gehalten wurde.
In einem Brief schrieb er: „Ich bin dankbar, dass es wegen der Kranken geschehen ist. Das ist doch wirklich eine Sache, in der unser Reden um Jesu willen geboten war, und ich habe gewußt, daß wir um dieser Sache willen auch bereit sein müßten, alle Folgen auf uns zu nehmen.“
Ernst Kreutz, Preußisch-Oldendorf