Der Nachrichtensender Al Dschasira wirft Israel gezielte Angriffe auf seine Mitarbeiter vor. Die Hilfsorganisation CPJ zählt seit Beginn des Krieges mindestens 113 getötete Journalisten und untersucht 350 weitere Fälle.
Der arabische Nachrichtensender Al Dschasira hat dem israelischen Militär vorgeworfen, gezielt zwei seiner Mitarbeiter in Gaza hingerichtet zu haben. Nach Angaben des Senders wurden der Reporter Ismail Al-Ghoul und sein Kameramann Rami Al-Rifi am Mittwoch bei einem Luftangriff auf ihren Wagen im Flüchtlingscamp Al Shati tödlich getroffen.
Laut Al Dschasira haben die beiden 27-Jährigen den ganzen Tag über immer wieder live von einem Ort in der Nähe des Privathauses von Hamas-Politikchef Ismail Haniyeh in Gaza berichtet. Haniyeh war am Dienstag in der irakischen Hauptstadt Teheran bei einem Raketenangriff auf seine dortige Residenz getötet worden. Israel hat sich zu dem Angriff noch nicht geäußert. Dafür bestätigten die israelische Armee und der Inlandsgeheimdienst Shin Bet am Donnerstag, am 13. Juli bei einem Luftangriff im Gaza-Streifen gezielt den militärschen Führer der Hamas, Mohammed Deif, getötet zu haben.
Al Dschasira wirft Israel eine “systematische Angriffskampagne auf Mitarbeiter des Senders und ihrer Familien seit Oktober 2023” vor. Israel hat sich nach Angaben israelischer und internationaler Medien noch nicht zu dem neuen Fall geäußert und wirft seinerseits dem Nachrichtensender aus Katar Unterstützung der Hamas vor.
Nach Angaben der Hamas wurden seit dem 7. Oktober 2023 mindestens 165 palästinensische Journalisten durch israelische Angriffe getötet. Die unabhängige Hilfsorganisation Committee to Protect Journalists (CPJ) zählt seit Beginn der Kämpfe mindestens 113 getötete Journalisten und Mitarbeiter von Medienunternehmen. Wie CPJ am Donnerstag miteilte, seien dies vorläufige Zahlen. Von den Getöteten stammten 108 aus Palästina, drei aus dem Libanon und zwei aus Israel. Zwei weitere Journalisten würden derzeit vermisst, 52 Medienvertreter sollen festgenommen oder festgesetzt worden sein, so CPJ. Dazu kämen zahlreiche Angriffe auf Familienangehörige von Journalisten.
Die Organisation wies nochmals darauf hin, dass Medienvertreter bei ihrer Arbeit Zivilistenstatus hätten. “Gezielte Angriffe auf Zivilisten stellen ein Kriegsverbrechen da”, so CPJ. Aufgrund der katastrophalen Lage vor Ort und der Abwesenheit internationaler Beobachter werde es zudem immer schwieriger, die Lage zu beurteilen. Nach eigenen Angaben untersucht CPJ derzeit knapp 350 weitere Fälle von möglicherweise getöteten, inhaftierten oder verwundeten Medienvertretern in der Region.