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Ermittlungsverfahren gegen Ex-“Bild”-Chefredakteur eingestellt

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen den früheren „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt wegen Betrugsverdachts eingestellt. Der Verdacht habe sich nach den Ermittlungen nicht bestätigt, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag mit. Das eingeleitete Verfahren sei daher am 23. Oktober eingestellt worden.

Anzeige gegen Reichelt hatte seine ehemalige Arbeitgeberin, die Axel Springer SE, erstattet. Springer warf Reichelt vor, wahrheitswidrig versichert zu haben, die noch in seinen Besitz befindlichen Dokumente und Dateien des Verlags vernichtet zu haben, um die vereinbarte Abfindungssumme ausgezahlt zu bekommen.

Laut Staatsanwaltschaft fehle es aber an der „für einen Betrug erforderlichen Kausalität“. Tatsächlich soll Julian Reichelt von Springer in Zusammenhang mit einem anderen Rechtsstreit gebeten worden sein, Unterlagen zur Verfügung zu stellen und nicht zu vernichten. Dieser Bitte soll er auch nachgekommen sein.

Damit sei davon auszugehen, dass bei Auszahlung der Abfindungssumme dem Verlag durchaus bewusst war, dass sich noch Unterlagen bei ihm befanden. Da man das Geld trotz dieses Wissens ausgezahlt habe, könne die Behauptung Reichelts, alle Unterlagen bereits gelöscht zu haben, nicht ursächlich für die Auszahlung gewesen sein. Offen bleibe auch, ob er überhaupt beabsichtigte, Springer zu täuschen.

Reichelt war im Oktober 2021 nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs als „Bild“-Chefredakteur entlassen worden. Er dementierte die Vorwürfe. Im August war ein arbeitsrechtlicher Streit zwischen Springer und Reichelt außergerichtlich beigelegt worden.