Unter dem Motto “Nie wieder ist jetzt” wurde in diesem Jahr der Bayerische Bürgerpreis ausgelobt. 84 Bewerbungen gingen ein, nun stehen die drei Gewinner fest.
Der “Erinnerungsort Badehaus” im oberbayerischen Wolfratshausen hat den mit 25.000 Euro dotierten ersten Platz des Bayerischen Bürgerpreises errungen. Das teilte der Bayerische Landtag am Montag in München mit. In der Begründung heißt es, das Badehaus sei ein multimediales Museum, das die besondere und lange verdrängte Ortsgeschichte unter anderem als NS-Mustersiedlung, Lager für Zwangsarbeitskräfte und nach 1945 als Fluchtpunkt für jüdische “Displaced Persons” erforsche und dokumentiere.
Zugleich aber handelt es sich laut Mitteilung um einen “beeindruckenden innovativen und kreativen Ort des Erinnerns, des Lernens und Begegnens”. Dabei würden besonders junge Leute einbezogen. Das zivilgesellschaftliche Projekt wende sich unter dem Motto “Aus der Vergangenheit – für die Zukunft” gegen Antisemitismus, Rassismus und rechtsextreme Gesinnungen.
Das Inklusionsprojekt “Nie Wieder!” der Lebenshilfe im unterfränkischen Landkreis Miltenberg belegte den mit 15.000 Euro verbundenen zweiten Platz. Seit Januar 2023 arbeiteten dort hochbegabte Schülerinnen und Schüler mit Menschen mit Behinderung zusammen. Gemeinsam ergründeten sie Schicksale von Menschen mit geistigen Behinderungen in der NS-Zeit. Ein Beispiel sei das Kunstprojekt “Sichtbar”, bei dem Eltern-Kind-Tandems Porträts der damaligen Euthanasie-Opfer gestalteten, die gemeinsam mit Texten in eine Vernissage und Wanderausstellung mündeten.
Der dritte Platz mit einem Preisgeld von 10.000 Euro ging an “Alef-Bet – das Alphabet der Erinnerungskultur” im oberfränkischen Strullendorf. Das deutsch-israelische Forschungs- und Bildungsprojekt “Arche Musica” habe mit “Alef-Bet” ein flexibles und innovatives Schulprojekt zur aktiven Erinnerungskultur und zur Antisemitismusprävention entwickelt, urteilte die Jury. Ziel sei es, Jugendlichen Wissen über die jüdisch-deutsche und jüdisch-bayerische Geschichte zu vermitteln und das demokratische Verständnis zu stärken.
Der Bürgerpreis des Bayerischen Landtags stand 2024 unter dem Motto “Nie wieder ist jetzt! Ehrenamtliches Engagement für Vielfalt, Zusammenhalt und Demokratie”. Eingegangen waren 84 Bewerbungen. Landtagspräsidentin Ilse Aigner sagte, die vielfältigen Projekte im Bereich der Erinnerungskultur und der Demokratieförderung im Freistaat stimmten sie optimistisch – “gerade in der aktuellen Zeit der Anfeindungen gegen demokratische Institutionen und eines leider wiedererstarkten Antisemitismus”. Die Preisverleihung findet im Oktober statt.