Das Land Schleswig-Holstein ist von Marie-Luise Sonntag aus Kiel mit einer großzügigen Erbschaft für die Kieler Krebsforschung bedacht worden. Dieser Zweck sei ausdrücklich so im Testament vorgesehen, teilte das Land am Dienstag mit. Das Universitäre Cancer Center Schleswig-Holstein (UCCSH) am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) werde die Summe in Höhe von voraussichtlich 800.000 Euro im Laufe des Jahres erhalten.
Mit der Erbschaft solle insbesondere die Nachwuchsförderung für onkologisch Forschende unterstützt werden. Unter anderem würden Stellen für „Clinician Scientists“ finanziert, die es Ärztinnen und Ärzten am Beginn Ihrer Facharztweiterbildung ermöglichten, parallel zur klinischen Ausbildung bis zur Hälfte ihrer Arbeitszeit der Forschung zu widmen. Zudem könne eine „Sonntag-Summer-School Oncology“ gestaltet werden, in der Studierende des Zertifikatsstudiengangs Onkologie und Clinician Scientists gemeinsam mit weiteren internationalen Forschenden am Beginn ihrer Karriere aktuelle Themen in der Onkologie im Rahmen von Workshops erarbeiten können.
Ein wesentliches Element der „Sonntag-Summer-School Oncology“ solle die Einbeziehung von (ehemaligen) Patientinnen und Patienten in die Konzeption, Diskussion und Entwicklung von Forschungsprojekten sein, um die Perspektive von Betroffenen verbindlich einzubeziehen, hieß es.
Darüber hinaus solle die Einrichtung einer zentralen Patienten-Avatar-Plattform gefördert werden. Patienten-Avatare sind den Angaben zufolge Tumormodelle, die Tumoreigenschaften von Patientinnen und Patienten bestmöglich nachstellen. Diese Modelle seien unerlässlich für die onkologische Forschung, um die Tumorbiologie verschiedener Krebsarten besser zu verstehen. Patienten-Avatare sollen perspektivisch für die Testung von Therapiestrategien genutzt werden, um darüber eine Behandlungsperspektive zu entwerfen.
Laut Krebsregister Schleswig-Holstein erkranken jedes Jahr etwa 21.000 Menschen in Schleswig-Holstein neu an Krebs. Die Überlebenschancen für viele Krebserkrankungen hätten sich in den vergangenen 20 Jahren verbessert. So lebten fünf Jahre nach der Diagnose Krebs fast zwei Drittel der Betroffenen.