Die Freigabe von 80.000 Seiten zählender Geheimakten über den Mord an Präsident John F. Kennedy 1963 enthält Details über CIA-Operationen zum Durchsetzen amerikanischer Interessen. Das in Washington ansässige Geschichtsforschungsinstitut National Security Archive hat das vormals geheime Material aus den frühen 1960er Jahren ausgewertet und am Montag online gestellt. Unter den Dokumenten, die US-Präsident Donald Trump im März freigegeben hat, befinden sich solche über Beratungen zu Operationen des Geheimdienstes CIA in Kuba, Italien, Brasilien, Vietnam, dem damaligen Britisch-Guayana und weiteren Nationen.
Die sieben mehrseitigen Dokumente stammen von dem hochrangigen Beratungskomitee des Weißen Hauses, dem „Rat des Präsidenten für Geheimdienstaktivitäten im Ausland“ (President’s Foreign Intelligence Advisory Board) und der sogenannten „Special Group“, die laut National Security Archive Geheimoperationen genehmigen musste. Archive-Forscher Arturo Jimenez-Bacardi erklärte, die Dokumente erlaubten einen Blick auf den Entscheidungsprozess bei Eingriffen „in den internen Angelegenheiten von Ländern auf der ganzen Welt“.
Ein Protokoll vom September 1963 berichtete von einer CIA-Kampagne zur Finanzierung und Koordinierung eines Streiks gegen den reformorientierten Premierminister Cheddi Jagan in Britisch-Guayana. Die CIA habe mit dem Präsidenten des US-Gewerkschafterverbands George Meany ein Programm entwickelt, den Streikenden 435.000 Dollar zu geben. Ein undercover tätiger CIA-Vertreter habe das „Streik-Programm“ gemanagt. Meany galt als stark antikommunistisch eingestellter Gewerkschafter. In Brasilien habe die CIA Geheimoperationen in den Gewerkschaften unternommen, um die Kommunisten dort zu schwächen.
Im selben Dokument heißt es, die CIA habe in Italien der Christdemokratischen Partei eine Million Dollar für den Wahlkampf zukommen lassen und „anderen politischen Elementen“ 600.000 Dollar. In Vietnam habe die CIA 43.000 „Irreguläre“ ausgebildet, die Operationen der „Bergvölker“ gegen den kommunistischen Vietcong unterstützt und südvietnamesische Spezialstreitkräfte ausgebildet. Mit Bergvölkern sind indigene Bevölkerungsgruppen gemeint, die auf Seiten der USA gekämpft haben.
Viel diskutiert wurden Operationen gegen die Regierung von Fidel Castro in Kuba. Bei einer Sitzung der „Special Group“ im April 1963 wurden „Raffinerien und Kraftwerke“ als potentiell besonders gute Angriffsziele genannt. CIA-Direktor John McCone habe sich gegen „extreme“ Arten der Sabotage wie der vollständigen Zerstörung von Ernten oder dem Kontaminieren von Trinkwasser ausgesprochen. Eine Kombination wirtschaftlicher und anderer Druckmittel mit Sabotage-Aktivitäten könnten ein Klima schaffen, „um die Castro-Organisation zu fragmentieren“.
Im August 1960 diskutierte die „Special Group“ Pläne gegen Patrice Lumumba, Premierminister des Kongo nach der belgischen Kolonialherrschaft. Eine Reihe von Mitteln wurde in Betracht gezogen, darunter die Idee, hohe Vertreter der katholischen Kirche zu „benutzen“. Die Sitzungsteilnehmer seien sich einig gewesen, dass die Planung für den Kongo „nicht unbedingt die Überlegung von einer bestimmten Art der Aktivität ausschließen würde, Lumumba wegzuschaffen“. Lumumba wurde bei einem Militärputsch gestürzt und im Januar 1961 ermordet.
US-Präsident Trump hatte am 17. März Anweisung gegeben, die letzten Geheimdokumente zum Attentat auf Präsident Kennedy umgehend freizugeben. Im Namen der „Maximierung der Transparenz“ sei das Material ohne Schwärzungen publiziert worden. Anscheinend haben die Papiere keine dramatischen neuen Details zum Mord offenbart.