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Wie die Ente “Keks” Freude ins Pflegeheim bringt

Eine Tagespflege der Diakonie in Schleswig-Holstein bekommt regelmäßig tierischen Besuch: Hühner, Papageien und die Ente “Keks” sind zu Gast. Warum das den Seniorinnen und Senioren gut tut.

Mit Besitzerin Alexa Walter-Henningsen ist Ente Keks in der Tagespflege der Diakonie gern gesehen
Mit Besitzerin Alexa Walter-Henningsen ist Ente Keks in der Tagespflege der Diakonie gern gesehenRebekka Krüger

Als Therapietiere in der Altenpflege sind vor allem Hunde, Katzen und Kaninchen gefragt. Doch der heutige Besucher in der Tagespflege der Diakonie in Bredstedt (Schleswig-Holstein) hat Federn, mag Gurken und planscht gern. Die Laufente mit dem Namen Keks quakt aufgeregt in der Box. Schnell wird ein kleines, blaues Planschbecken aufgebaut und mit Wasser befüllt. Die Seniorinnen und Senioren bekommen ein paar Gurkenscheiben in ihre Hände, damit sie die Ente später zu sich locken können. Jetzt darf sie raus. „Eigentlich kennt Keks hier schon alles“, sagt Alexa Walter-Henningsen. Seit die Ente vor rund einem Jahr schlüpfte, ist sie Stammgast in der Tagespflege.

Insgesamt hat Walter-Henningsen sieben Hühner, zwei Hunde, zwei Katzen, eine Schildkröte, vier Papageien und sechs Laufenten. Zweimal die Woche ist die 50-Jährige mit ihren Tieren unterwegs und besucht ehrenamtlich Pflegeeinrichtungen und Hospize im Kreis Nordfriesland an der Nordseeküste. Welches Tier sie bei den Besuchen begleite, sei ganz unterschiedlich. „Mal wünschen sich die Gäste, dass ich meine Schildkröte mitbringe, mal wird mit den Hunden gekuschelt, und Keks ist auch immer ein ganz besonderer Besucher“, erzählt die gelernte Zahnarzthelferin und psychologische Beraterin. Ein anderes Kriterium sei die Befindlichkeit der Tiere: „Ich kenne meine Tiere ganz genau und weiß, wie es ihnen geht, wie sie drauf sind und ob so ein Besuch gerade das Richtige für sie ist.“

Ente “Keks” watschelt durch den Raum

Jetzt watschelt Keks durch den Raum. „Da kommen Erinnerungen hoch“, erzählt Heinz Bresemeister. „Ich hatte selbst Hühner und Tauben, denen ich einen Stall gebaut habe.“ Der 88-Jährige freut sich über die tierischen Besuche, die es meist einmal pro Monat gibt. In der Regel dauern die Besuche rund eine Stunde je nach Tier und Gruppe. Dieses Mal sind zwölf Tagespflegegäste von Pflegestufe zwei bis fünf dabei.

Ente "Keks" ist ein gern gesehener Gast in der Tagespflege der Diakonie
Ente "Keks" ist ein gern gesehener Gast in der Tagespflege der DiakonieRebekka Krüger

„Da!“, sagt plötzlich eine Seniorin und zeigt auf ein kleines Häufchen, das Keks nicht zurückhalten konnte. „Das muss jemand wegmachen!“ Kein Problem – die Ehrenamtliche ist für alles ausgestattet und beseitigt das Malheur mit Feuchttüchern. „Das gehört dazu“, sagt die Leiterin der Tagespflege-Einrichtung in Bredstedt, Daniela Schwager, und lacht. Unterm Strich ist der Tierbesuch kein großer Aufwand. „Für Enten muss ein Wasserbecken aufgestellt werden, für Papageien werden die Scheiben abgeklebt – aber auch das macht Spaß“, sagt die 43-jährige Altenpflegerin.

An diesem Tag ignoriert Keks ihr Planschbecken, auch die Mehlwürmer werden liegen gelassen. Mit Gurkenscheiben ausgestattet versuchen die Gäste, die Ente zu sich zu locken. Das scheint zu funktionieren – auch wenn es Keks heute eher um Streicheleinheiten zu gehen scheint. „Die Tiere verhalten sich immer anders“, erzählt Nahne Lorenzen (84). „So lange wie heute kann man Keks selten streicheln.“

Keks und Kollegen sorgen für Gesprächsstoff

Die Tiere sind eine willkommene Abwechslung im Alltag. „Sie schaffen nicht nur Freude, sondern auch Erinnerungen und Gesprächsstoff“, freut sich Tagespflege-Leiterin Schwager. Gäste wie Lorenzen würden noch lange nach dem Besuch darüber erzählen: „Davon hat hier jeder was“, sagt die 84-Jährige. Bei Spielen am Tisch würden immer nur ein paar Tagesgäste mitmachen, wenn die Tiere vorbeikommen, kämen aber alle zusammen.

Nach diesem Tag hat Schwager eigentlich nur einen Wunsch: „Es könnten mehr Menschen vorbeikommen.“ Nicht nur als ehrenamtliche Helferinnen – vor allem Tierbesitzer könnten mit ihren Begleitern Freude teilen. Schwager: „Egal ob Hund, Katze, Maus oder Laufente – Tiere schaffen einfach eine Verbindung, für die nicht mehr Worte notwendig sind.“