Als einziges deutsches Museum im Ausland hat das Goethe-Haus in Rom auch einen politischen Auftrag, meint Direktor Gregor Lersch; dazu zählt die Erinnerung an verfolgte jüdische Künstler – zumal zum Holocaust-Gedenktag.
Mit dem Konzert “Entartete Musik” erinnert das Goethe-Haus in Rom am Dienstag an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 80 Jahren. Musiker des Konservatoriums “Santa Cecilia” führen Werke der Komponisten Gustav Mahler (1860-1911) und Robert Kahn (1865-1951) sowie Vertonungen der Schriftstellerin Ilse Weber (1903-1944) auf, wie das deutsche Museum Casa di Goethe ankündigte. Alle drei Künstler sind jüdischer Herkunft. Kahn wurde von den Nazis ins Exil gezwungen, Weber im KZ Theresienstadt ermordet.
Das Unrecht, das die Nationalsozialisten vor allem Juden mit der Diffamierung ihrer Kunst als “entartet” angetan hätten, könne man nicht ungeschehen machen, so die Veranstalter. “Aber sie können auf die für ihre Kunst wichtigste Art und Weise gewürdigt werden: indem ihre Musik gespielt und weiter verbreitet wird.”
In der heutigen Casa di Goethe an der Via del Corso im Herzen Roms, verbrachte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) einen großen Teil seiner Italienreise zwischen 1786 und 1788. Als einziges deutsches Museum im Ausland hat es nach Worten von Direktor Gregor Lersch auch einen politischen Auftrag. “Es geht uns keinesfalls nur darum, Exponate des Dichterfürsten zu präsentieren oder museale Hochkultur zu pflegen”, sagte Lersch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Deshalb wurde zum Beispiel in die Dauerausstellung ein Video über die Geschichte des Juden Guido Zabban aufgenommen, der sich 1943/44 in einem Zwischengeschoss des Gebäudes vor den Nazis versteckte. Zudem biete die aktuelle Ausstellung “Max Liebermann. Ein Impressionist aus Berlin” Gelegenheit, mit eigenen Veranstaltungen Aspekte eines jüdischen Künstlerlebens zu thematisieren, sagte Lersch. Vor seinem Amtsantritt in Rom im April 2022 war er Ausstellungsleiter und Kurator am Jüdischen Museum Berlin. Die Liebermann-Schau endet am 9. Februar.
Das Konzert am Dienstag (28. Januar) um 19 Uhr wird von der Fondazione Giuseppe Levi veranstaltet. Der Eintritt ist frei. Zur Aufführung kommen Werke für Violine, Bratsche, Cello, Klavier und Sopran. Im Umfeld des 80. Holocaust-Gedenktags, der in Italien als “giorno della memoria” begangen wird, finden in Rom zahlreiche kulturelle, religiöse und politische Veranstaltungen statt, einige davon mit deutscher Beteiligung.