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Eltern von Sternenkindern fordern mehr Anerkennung

Zum World Candle Lighting Day am Sonntag werden Kerzen in Gedenken an ein verstorbenes Kind angezündet. Die Eltern von sogenannten Sternenkindern kämpfen in Deutschland seit Jahren für eine Ausweitung des Mutterschutzes.

Sie gehen oft gemeinsam auf den Friedhof. Am Grab von Nora haben sie einen Ort, an den die ganze Familie von Maren Jasper-Winter ihre Trauer tragen kann. Regelmäßig zünden sie eine Kerze für ihr verstorbenes Kind an – auch an diesem Sonntag, dem zweiten im Dezember. An diesem Stichtag findet das Worldwide Candle Lighting statt, auch als “Weltweites Kerzenleuchten” bekannt. Angehörige in aller Welt nutzen den Tag für ihr persönliches Gedenken. Um Punkt 19 Uhr wird eine Kerze ins Fenster gestellt, um zu zeigen, dass keines der Kinder von ihnen in Vergessenheit gerät. Viele Kirchengemeinden feiern an diesem Tag zudem Gedenkgottesdienste für verstorbene Kinder.

Nora ist ein sogenanntes Sternenkind. Schon fast zehn Jahre ist es her, dass Maren Jasper-Winter nur mit Noras Bruder anstatt – wie lange erwartet – mit beiden Zwillingen nach Hause kommen konnte. Ein traumatisches Erlebnis, über das sie lange nicht sprechen konnte.

Wie ihr geht es jährlich tausenden Frauen in Deutschland: Ihr Kind verstirbt bereits im Mutterleib. Etwa jede zehnte Frau ist betroffen. Darüber offen zu sprechen, fällt den meisten schwer. “Das Thema ist leider immer noch sehr schambehaftet, gesellschaftlich tabuisiert und es liegen kaum valide Daten vor”, weiß Jasper-Winter. Deshalb engagiert sich die FDP-Politikerin dafür, dass das Thema stärker in den politischen Fokus gerät. Bei den Ampel-Koalitionsverhandlungen erreichte sie, dass im Koalitionsvertrag vorgesehen ist, die Grenze, ab der auch bei einer Fehlgeburt Mutterschutz gewährt wird, um vier Wochen auf die 20. Schwangerschaftswoche herabzusetzen.

Am besten wäre eine gestaffelte Mutterschutzregelung, sagt Astrid Gosch-Hagenkord, Projektkoordinatorin des Münchner Sternenkind Netzwerks, einem Projekt des Vereins “Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister” – und sie fügt hinzu: “Eine entsprechende Petition liegt dem Bundestag seit etwa anderthalb Jahren vor.” Körper und Seele bräuchten nach einer Schwangerschaft eine Schonzeit – unabhängig von einer Wochenzahl.

Auch Gosch-Hagenkord weiß aus eigener Erfahrung, wie sich ein solcher Verlust anfühlt. 18 Jahre ist es schon her, dass bei ihrem Kind im Mutterleib keine Herztöne mehr zu hören waren. “Bei einer Folgeschwangerschaft haben Frauen natürlich große Angst, dass wieder etwas schiefgehen könnte”, sagt sie, heute Mutter eines 16-jährigen Sohnes.

Seit rund zehn Jahren gibt sie Schulungen für medizinisches Fachpersonal und berät andere Betroffene. Etwa 1.200 von ihnen haben im vergangenen Jahr die Angebote des gemeinnützigen Vereins in Anspruch genommen – oft kommen beide Partner, immer häufiger auch Väter allein. “Viele Männer wollen für ihre Partnerin stark sein, da bleibt oft wenig Raum für die eigene Trauer”, berichtet die 56-jährige.

Noch wisse indes längst nicht jeder Mediziner, wie er mit Patienten in dieser extrem belastenden Situation umgehen sollte. “Warum bestatten, ist doch nur ein Zellklumpen” – solche Äußerungen seien völlig fehl am Platz, mahnt Gosch-Hagenkord. Und auch ein gut gemeinter Satz wie “Du bist doch trotzdem eine Mutter” kommt nicht bei jeder Frau gut an. Nicht jede möchte sich nach einer Tot- oder Fehlgeburt mit der Mutterrolle identifizieren – auch aus Selbstschutz. Hier sei viel Sensibilität und Einfühlungsvermögen gefragt.

Insgesamt habe sich bei der Betreuung von betroffenen Frauen und Paaren in den vergangenen Jahrzehnten aber schon sehr viel positiv entwickelt, stellt die Expertin fest. Einige Krankenhäuser böten Fotoaufnahmen, ein Nestchen zum Betten des Kindes oder individuelle Erinnerungsstücke für die Eltern an.

In Sachen gestaffelter Mutterschutz hat sich indes noch nichts bewegt. “Das geplante große Familienpaket ist noch in der Diskussion”, sagt Jasper-Winter, die Mitglied im FDP-Bundesvorstand ist. Auch sie plädiert im Übrigen heute für eine gestaffelte Regelung nach Schwangerschaftswoche. Ferner soll es nach Ampel-Plänen auch einfacher eine Freistellung für die Partner geben. Allerdings ist “bei der momentanen Haushaltslage noch nicht abzusehen, welche unserer Vorhaben auch finanziert werden können”.