Der urgeschichtliche „Löwenmensch“ hat auch in der neuen, zeitlich befristeten Ausstellung des Ulmer Museums seinen festen Platz. Während der langen Umbauphase sind Exponate des Museums in die benachbarte Kunsthalle Weishaupt umgezogen und werden ab Samstag in einer neuen alphabetischen Zusammenstellung unter den Buchstaben M-Z präsentiert. Der „Löwenmensch“, ein 40.000 Jahre altes Fabelwesen, das als eine der ältesten von Menschenhand geschaffenen Kunstwerke gilt, steht jetzt zwischen historischen Pfeifen und Ofenkacheln. Die Ausweich-Ausstellung des Ulmer Museums wird bis zum 21. September 2025 zu sehen sein.
In die Alltagskultur des Mittelalters führen in der neuen Ausstellung Gießgefäße (Aquamanile), die vor Mahlzeiten zum Reinigen der Hände dienten, wie Jonathan Scheschkewitz vom Landesamt für Denkmalpflege am Donnerstag bei einem Presserundgang erläuterte. Die aus Keramik gefertigten Gefäße in Form von Miniaturrittern oder Fabelwesen seien bei Ausgrabungen vor der ehemaligen Ulmer Stadtmauer gefunden worden. Sie seien offensichtlich bei größeren Festivitäten wie Hochzeiten in umzäunten Gärten vor der Stadt verwendet worden. Anzahl und Vielfalt dieser Funde seien einmalig und gäben Hinweise auf das Leben der Menschen vor 1.000 Jahren. Ebenfalls aus dieser Epoche stammen Töpfe und Lampen, die für den Alltagsgebrauch bestimmt waren.
Das neue Ausstellungskonzept folgt keinem thematischen roten Faden, sondern der zufälligen alphabetischen Reihenfolge. Es solle durch ungewöhnliche Assoziationen den Besuchern einen neuen Blick auf die musealen Exponate eröffnen, sagte Museumsleiterin Stefanie Dathe beim Presserundgang. Ein Ziel des umfassenden Umbaus des Ulmer Museums sei, Berührungsängste gegenüber einem Museum abzubauen und mit ganz neuen Konzepten und Formaten ein breiteres und vor allem jüngeres Publikum anzusprechen.
Auch nach dem Umbau, für den rund 12,9 Millionen Euro veranschlagt sind, wird der „Löwenmensch“ einen zentralen Platz in der völlig neugestalteten archäologischen Dauerausstellung haben. Dabei soll den Angaben zufolge auch der Fundort der 31 Zentimeter großen Figur, eine Höhle im Lonetal bei Ulm, dargestellt werden. Dieser Bauabschnitt soll bis Ende 2025 fertiggestellt sein, die gesamte Baumaßnahme spätestens 2028. (2631/21.11.2024)