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Einzigartiges Projekt lässt Krebspatientinnen nicht allein

An der Uniklinik Düsseldorf stehen ehemalige onkologische Patientinnen und Patienten als sogenannte „Peer-Mentoren“ akut Betroffenen zur Seite. Ein bisher einzigartiges Projekt in Deutschland.

Die Pflegeversicherung ist in einer finanziellen Schieflage
Die Pflegeversicherung ist in einer finanziellen SchieflageImago / Rupert Oberhäuser

Diagnose Krebs – “es zieht einem den Boden unter den Füßen weg”. Das sagt Christine Henssen. Die 79-Jährige ist Peer-Mentorin an der Uniklinik Düsseldorf, das heißt, sie begleitet Krebspatientinnen. Das Besondere: Henssen war selbst an Krebs erkrankt, mit 69 bekam sie zum ersten Mal die Diagnose Brustkrebs. Sie weiß also, wovon sie spricht.

Von einem in Deutschland “einzigartigen Unterstützungsprogramm” spricht die Uniklinik. Wenn die 55-jährige Jenniefer Münch es mit eigenen Worten sagt, klingt es so: “Ich würde wirklich jeder Frau raten, das in Anspruch zu nehmen, weil der Austausch ein ganz anderer und das Verständnis ein anderes ist.” Münch erkrankte im vergangenen Jahr zum wiederholten Mal an Brustkrebs und wird nun von einer Peer-Mentorin betreut.

Ihr erstes Treffen war in einem Düsseldorfer Cafe, in dem sie sich “gemütlich, häuslich niedergelassen” haben. Seitdem tauschen sie sich aus über die vielen Fragen, die im Laufe der Zeit aufkommen. Auch ein gemeinsamer Termin beim Sozialen Dienst stand am Anfang der Begleitung an. Münch wollte ungern allein dorthin gehen – musste sie auch nicht. “Dass ich jemanden an meiner Seite habe”, war für die dreifache Mutter ein gutes Gefühl. Freunde und Familienmitglieder seien da nicht die richtigen Gesprächspartner. “Es muss auch mal eine schlechte Zeit geben”, sagt Münch. Damit täten sich Familie und Freude oft schwer, so ihre Erfahrung.

Peer-Mentoring: Erfahrungen austauschen, neue Impulse erhalten

Das Peer-Mentoring setzt genau an diesem Punkt an. Im Herbst 2022 bildete die Initiatorin des Projekts, Annette Hopp, die ersten Mentorinnen und Mentoren aus. Das Team ist gemischt, sowohl vom Alter als auch von der Art der Krebserkrankung: Die Mentoren sollen möglichst gut zu den Erkrankten passen. Sie treffen sich einmal im Monat, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und neue Impulse für die Arbeit zu erhalten. Auch persönliche Gespräche mit Hopp sind Teil der professionellen Begleitung der Ehrenamtlichen. Die Gruppe soll weiter wachsen; regelmäßig bildet Hopp neue Mentoren aus.

Carmen Böhme war 38 und hatte zwei kleine Kinder, als sie das erste Mal an Brustkrebs erkrankte. Und doch habe sie die Erkrankung nicht aus der Bahn geworfen: “Da war ich jung und unbedarft”, sagt sie heute, über zwölf Jahre später. Inzwischen ist sie eine der Peer-Mentorinnen. Vier Patientinnen begleitet sie aktuell durch die Zeit der Erkrankung und Behandlung. Eine von ihnen ist Jenniefer Münch. Das Verhältnis der beiden ist eng, der Kontakt regelmäßig. Nicht immer ist zwischen ihnen die Krebserkrankung Thema: “Wir tauschen uns natürlich auch über private Sachen aus.”

Diagnose Krebs: Hilflosigkeit der Angehörigen

Auch Katharina Brugnano hat Brustkrebs. “Freunde möchten etwas für einen tun”, sagt sie – aber manchmal könnten sie das einfach nicht. Immer wieder werde sie gefragt, wie es ihr denn gehe. “Ich kann diese Frage nicht mehr hören”, sagt sie. “Jeder fühlt sich ja veranlasst, irgendetwas zu sagen, von dem er sich Erleichterung erhofft.” Darin zeige sich die Hilflosigkeit der Angehörigen, pflichtet ihr Mentorin Henssen bei.

 

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Das erste Treffen der beiden fand in der Uniklinik statt. Schnell war das Eis gebrochen, als es nach wenigen Minuten um das Schminken ging. Henssen hatte praktische Tipps parat, wie man die Blässe kaschieren kann oder welche Wirkung betonte Augenbrauen haben. “Das nahm das ganze Dramatische raus”, sagt Brugnano. Ein gemeinsamer Besuch bei einer Kosmetikerin habe ihr viel Kraft gegeben, denn sie konnte sich selbst um etwas kümmern. Das gab der 69-Jährigen “ein Stück Normalität im Umgang mit der Erkrankung”.

Sprechen über Ängste, Nöte und Sorgen

Normalität: Dieses Wort fällt bei Katharina Brugnano immer wieder. Und dieses Wort steht sinnbildlich für das Ziel des Peer-Mentorings. Ängste, Nöte und Sorgen haben in den Gesprächen ihren Raum. Und die Erfahrungen der Mentoren helfen dabei, all das nicht zu dramatisieren, sondern so gut wie möglich zu normalisieren.

Henssen sagt selbst über sich, sie habe das “sogenannte Helfersyndrom”. Als sie vom Peer-Mentoring erfuhr, war klar, dass sie andere Krebspatientinnen unterstützen möchte. Selbst ihre eigene erneute Erkrankung hielt Henssen davon nicht ab. Ihre Aufgabe als Mentorin gebe ihr Kraft, mit der sie “das Alte aufräumen und das Neue wieder verkraften” könne. “Es gibt mir positive Impulse.”