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Einsatz bis zum Umfallen

Elf Flüchtlinge aus Burkina Faso, die zehn Tage in und an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Mahnwache hielten, brachte die Polizei am 20. Mai wieder nach Sachsen-Anhalt, wo sie herkamen und ihre Asylverfahren laufen. Wie die Gemeinde diese Tage erlebte, fragte Sibylle Sterzik Pfarrer Martin Germer. Von Sibylle Sterzik

Von Sibylle Sterzik

Wie ausgestorben wirkt die Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnisgemeinde am Dienstagabend voriger Woche. Gespenstisch wirke das, als sei nichts gewesen, sagt Martin Germer. Dabei ist so etwas wie ein Hurrikan über die Gemeinde gezogen. Die Stille danach fühlt sich unwirklich an. „Ein Gefühl der inneren und äußeren Leere.“ Zehn Tage Ausnahmezustand haben Spuren hinterlassen. Dem Pfarrer blieb kaum Zeit für anderes, erzählt er. Über 50 E-Mails, SMS und Anrufe kamen am Tag, die meisten von den Medien. Die Mailbox hat er irgendwann gar nicht mehr abgehört. Plötzlich saßen die Flüchtlinge in der Kirche. Auf dem Alexanderplatz waren sie in den Hungerstreik getreten, um ihrer Forderung nach Aufhebung der Residenzpflicht und für Aufenthaltsgenehmigung für die ganze Gruppe Nachdruck zu verleihen. Jetzt forderten sie und ihre Unterstützer, darunter Theologiestudenten, Kirchenasyl. Die Gemeinde lehnte das ab, half aber trotzdem.„Wir befürchteten, von etwas Unabsehbarem überrollt zu werden.“ Heute elf Flüchtlinge und wie viele morgen, wie geht das weiter? Ein Flashmob hätte eine unkontrollierbare Situation mit sich bringen können. Besetzungen hat die Gedächtniskirche schon mehrfach erlebt. Von Hausbesetzern und Atomgegnern sei sie früher schon vereinnahmt worden, erinnert Germer an dramatische Szenen.(…)

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