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“Eine gute Predigt muss davon erzählen, was Gott für uns getan hat”

Nach fast 15 Jahren am Gottesdienstinstitut wird Gottfried Greiner am 4. Februar in St. Martha in Nürnberg in den Ruhestand verabschiedet. Mehrere Hundert Lektoren und Prädikanten hat er bei ihrer Aus- und Weiterbildung begleitet. Diese lernen, selbst Gemeindegottesdienste zu gestalten oder Predigten zu schreiben.

epd: Herr Greiner, in der evangelischen Kirche gibt es rund 2.500 Ehrenamtliche, die in Gottesdiensten predigen. Mit welcher Motivation kommen die Menschen zum Gottesdienstinstitut?

Gottfried Greiner: Viele werden in der Gemeinde einfach von ihren Pfarrerinnen oder Pfarrern angesprochen. Das ist aber nur der äußere Anlass. Einige sagen dann, dass sie schon lange darauf gewartet haben, dass sie gefragt werden. Da gibt es eine innere Bewegung, etwas von ihrem Glauben weiterzugeben. Die Landeskirche unterstützt das durch die Ausbildung zu Lektoren oder Prädikanten. Viele Menschen sagen auch nach der Ausbildung, dass sie viel für ihren Glauben mitbekommen haben. Es ist also auch Glaubensbildung, was die Leute dort erfahren. Und wir könnten unser Gottesdienstangebot ohne die Ehrenamtlichen gar nicht aufrechterhalten. Schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der Gottesdienste werden nicht von Pfarrern, sondern von Ehrenamtlichen gestaltet.

epd: Was macht eine gute Predigt aus?

Greiner: Sie muss etwas von der Heiligen Schrift erzählen. Wir müssen die Leute nicht auffordern, irgendetwas zu tun oder zu denken oder zu glauben, sondern wir müssen erzählen von dem, was Gott für uns getan hat. Wenn es gut geht, berührt eine Predigt die Menschen. Sie muss etwas bedeuten für die Menschen, die reden und die hören, dann ist sie hilfreich und heilsam. Beim Vortrag ist es wichtig, dass man in Kontakt mit sich selbst, dem Manuskript und den Menschen ist. Dafür muss man die Menschen anschauen und ihre Reaktionen wahrnehmen.

epd: Woran erinnern Sie sich nach Ihren Jahren am Gottesdienstinstitut besonders gern?

Greiner: Es gibt schöne Erinnerungen aus unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel an persönliche Begegnungen. Besonders schön war es auch, wenn Menschen nach dem Kurs zu mir gesagt haben, dass sie gelernt haben, dass man die Bibel in aller Freiheit und trotzdem mit einem tiefen Glauben lesen und verstehen kann. Wo Menschen in ihrem Glauben spürbar ein oder zwei Schritte weitergekommen und sprachfähig geworden sind. Ein Highlight waren auch immer die Gottesdienste am Ende der Kurse, die die Ehrenamtlichen selbst gestalten. Die zeigen die Gemeinschaft im Kursgefüge, berühren und sind einfach schöne Gottesdienste. (00/0273/24.01.2024)