Der See Genezareth mit seiner idyllischen Landschaft und seinen kulturellen und religiösen Stätten ist gesuchtes Wochenendziel der Israelis und – zu normalen Zeiten – Pilgerort Zigtausender Besucher aus aller Welt. Seit Jahrzehnten bemühen sich die Behörden, lauten Massentourismus von Camping, Clubs und Motorscootern mit dem Ruhebedürfnis von Pilgern an den Ursprungsstätten des Christentums in Einklang zu bringen, die Israel immerhin Devisen bringen.
Doch der See Genezareth hat ein Problem: den gefährlich sinkenden Wasserstand. Rettung soll nun ein neues Projekt bringen, das entsalztes Meerwasser in den Binnensee einleitet und für einen ausreichenden Pegelstand sorgt.
Neues Wasser für den See Genezareth
Ende Oktober oder Anfang November will die Wasserbehörde mit der Förderung von bis zu 5.000 Kubikmetern Wasser pro Stunde in den See beginnen, wie der mit dem Projekt vertraute Binnenwasser-Experte Werner Eckert der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigt. Dazu wird Wasser aus den Entsalzungsanlagen Ashdod und Hadera an der Mittelmeerküste über 100 bis 150 Kilometer in Richtung See gepumpt. Später sollen weitere Stationen in Betrieb genommen und die Pumpmenge verdreifacht werden.

Schon seit Jahren wurde der Ausbau von Pipelines bis zum Zalmon-Bach vorangetrieben, der in den See führt, sich bislang aber oft als ausgetrocknetes Wadi erweist. Die Suche nach einem Ausweg aus der Wassernot geht auf die Mitte der 2010er Jahre zurück, als nach Dürren und wenig Niederschlag der Pegel des Sees die rote Linie unterschritt und sich jener schwarzen Linie näherte, unterhalb derer eine Wasserentnahme als gefährlich gilt. Immerhin ist der See wichtigster Trinkspeicher des Landes. Sein Wasser wird bis Beerscheba im Negev geleitet.
Dem Schock von damals folgten zunächst wieder Jahre der Erholung, in denen man nach ausreichend Regen und mitunter reduzierten Entnahmen die Pläne wieder etwas zurückstellte. Doch im vergangenen Winter stieg der Seespiegel statt der üblichen zwei Meter nur um wenige Zentimeter. Es fiel so gut wie gar kein Regen; es war der regenärmste Winter überhaupt, sagt Eckert. Der See konnte sich nicht erholen.
Pegel im See Genezareth sinkt auch auf natürliche Weise
Neben der Wasserentnahme sinkt der Pegel natürlich auch durch die natürliche Verdunstung – pro Tag um einen halben Zentimeter. Derzeit liegt der Wasserspiegel des 166 Quadratkilometer großen Sees gerade mal 20 Zentimeter über der unteren roten Linie.
Bevor das entsalzte Meerwasser aus der Pipeline künftig in den See gelangt, fließt es drei bis vier Kilometer oberirdisch durch den Bach Zalmon Richtung See. Damit wirke es fast wie ein Regenzufluss, so der Experte.
See Genezareth versorgt ganzes Land mit Wasser
Das neue Projekt sollte den Pegel des Sees stabilisieren und zugleich die Wasserversorgung des Landes sichern; zum Wohl der vielen israelischen Touristen wie auch der ausländischen Besucher und Pilger. Sie besuchen am See Genezareth die Stätten von Kapernaum, Tabgha, Bethsaida und den Berg der Seligpreisungen, wo Jesus laut biblischer Überlieferung lebte, Wunder wirkte, die Bergpredigt hielt und in den Seligpreisungen die Ideale von Frieden, Versöhnung und Nächstenliebe propagierte.
