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Ein Möbelstück für die letzte Reise

Im Kirchenkreis Hamm gibt es ein besonderes Angebot zum Umgang mit Tod und Trauer: Ein Sargbau-Workshop. Die Initiatoren wollen so neue Herangehensweisen an ein für viele schwieriges Thema eröffnen.

Pfarrer Meisel und Tischler Hogan bei der Arbeit.
Pfarrer Meisel und Tischler Hogan bei der Arbeit.Sabine Begett

Ein Möbelstück selbst zu bauen – sei es eine Sitzbank, ein Tisch, eine Truhe, ein Regal, ein Schrank – findet sicherlich zahlreiche Interessenten, die sich um die Teilnahme an einem solchen Kurs drängeln würden. Was aber, wenn das Möbel gleichzeitig ein Sarg wäre? Ein „Möbelstück für die letzte Reise“? Diesen ungewöhnlichen Workshop bieten Tischler Mikel Hogan und Pfarrer Hendrik Meisel in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Hamm im Oktober an.

Die Gründe, einen Sarg zu bauen, können vielfältig sein. Vielleicht möchte der Erbauer/die Erbauerin sich frühzeitig mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzen, selbst bestimmen, wie der Sarg aussehen möge, in dem er/sie die letzte Ruhe zu finden hofft. Bis dieser dann zum Einsatz kommt, soll natürlich noch reichlich Zeit vergehen. Bis dahin kann der Sarg eine praktische Funktion erfüllen und am Leben teilhaben. Womöglich ist dieser Sarg aber auch ein letztes Geschenk für einen lieben Freund oder Verwandten, dessen Abschied von der Welt bereits absehbar ist. In diesem Fall kann die handwerkliche Arbeit helfen, mit dem bevorstehenden Verlust und der Trauer umzugehen.

Möglichkeit, ins Handeln zu kommen

„Egal ob für die eigene Bestattungsvorsorge oder als Teil im Trauerprozess für Angehörige oder Freund*innen, die Gründe warum Menschen diesen Workshop machen, sind vielfältig. Denn die Arbeit mit dem Holz ermöglicht es, selber etwas zu gestalten und ins Handeln zu kommen”, so Pfarrer Hendrik Meisel. Die bewusst klein gehaltene Gruppe von sechs Workshop-Teilnehmenden erlaubt es, immer wieder miteinander ins Gespräch zu kommen – wobei dies keine Pflicht ist, betont Pfarrer Hendrik Meisel, der auch als Seelsorger tätig ist.

Unter der fachmännischen Anleitung von Tischler Mikel Hogan können sich die Sargbauer*innen auch rein auf die handwerkliche Arbeit konzentrieren. Aus etwa sieben Quadratmetern nordischer Fichte, Leim und hundert Schrauben erschafft man gemeinsam ein ganz persönliches Stück. Wortwörtlich den letzten Schliff verpassen die Teilnehmenden ihrem Möbel mit reichlich Schleifpapier, damit auch der haptische Eindruck etwas ganz Besonderes ist.

Dabei ist kein Vorwissen oder eigenes Werkzeug vonnöten, allerdings auch nicht hinderlich. „Welches Geschlecht, welche Religion, welches Alter die Teilnehmenden haben – das ist alles vollkommen nebensächlich.“

Kreativer Umgang mit Abschied und Trauer

Doch wie kamen die beiden auf die Idee zu diesem Workshop? Pfarrer Hendrik Meisel vom Fachbereich Seelsorge und Beratung im Ev. Kirchenkreis Hamm koordiniert die von einem großen Team angebotenen Leistungen. Mikel Hogan ist im Vorstand der katholischen Kirchengemeinde Clemens August Graf von Galen tätig. Er las ein Interview im Westfälischen Anzeiger, in dem es um das Trauernetzwerk Hamm ging. Rasch war die Idee geboren, die vielfältigen Kompetenzen zu bündeln. Gemeinsam entwickelten sie die Idee des besonderen, kreativen Umgangs mit Abschied und Trauer, bei dem man das Holz sprechen lassen kann, wo die Worte womöglich erst einmal versagen.

Dass dieser Bedarf besteht, beweist die Tatsache, dass der Sargbau-Workshop bereits ausgebucht ist. Aber Pfarrer Hendrik Meisel und Tischler Mikel Hogan entwickeln im Hintergrund bereits weitere Ideen dieser Art. So soll es im Frühjahr 2024 einen Workshop für den Bau von Urnen geben. Für weitere Informationen steht der Theologe gern zur Verfügung: seelsorge@kirchenkreis-hamm.de oder 02381 142144.