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Ein himmlisches Donnerwetter

Deutschland erlebt tropische Tage – mit Unwettern

Stephv38 - stock.adobe.com

„Teils schwere Gewitter mit heftigem Starkregen und Hagel.“ So lautet in Kurzfassung die Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes in diesen Wochen. Schwere Gewitter, Temperaturen von mehr als 30 Grad, Schwüle und Unwetter überzogen bereits große Teile Deutschlands – inklusive Überschwemmungen und Schlammlawinen. Bei Bochum wurden zwei 21 und 23 Jahre alte Frauen vom Blitz getroffen, als sie auf einem Fuß- und Radweg Fotos von sich machten.
Grund genug für das Deutsche Rote Kreuz, Tipps zur Vermeidung von Blitzunfällen zu verbreiten. „Im Freien: Machen Sie sich klein.“ Wer unterwegs vom Gewitter überrascht werde, solle mit eng zusammenstehenden Füßen in die Hocke gehen und mit den Armen die Knie umschlingen, wenn möglich in einer Bodenmulde. Radler und Reiter sollten absitzen und einen blitzgeschützten Ort aufsuchen. „Meiden Sie Bergspitzen, Aussichtstürme sowie einzelne Bäume oder Baumgruppen. Im Inneren eines Waldes mit gleichmäßig hohen Bäumen sind Sie einigermaßen sicher.“ Wasser, weite Ebenen und Metall dagegen sind gefährlich. Auch Regenschirme und Wanderstöcke sollten deshalb in sicherer Entfernung abgelegt werden.
Blitze können eine Spannung von mehreren Millionen Volt haben; sie werden bis zu 30 000 Grad heiß. Ob die gegenwärtigen Unwetter zu einem neuen Blitz-Rekordjahr führen werden, lässt sich nicht abschätzen. Im unwetterstarken Jahr 2007 waren es immerhin rund 1,1 Millionen.
Blitze galten lange als Zeichen göttlichen Zorns. In der griechischen Antike schleuderte Zeus Blitze vom Olymp herab. In der germanischen Mythologie war Donar, auch Thor genannt, der Gott des Donners. Seine Augen schleudern die gefürchteten Feuerfackeln. Im christlichen Brauchtum gilt der Apostel Petrus als Wetter-Regent. Bei schönem Wetter „meint Petrus es gut mit uns“. Bei Gewitter „grollt“ der Apostelfürst.
Gewitter versetzen die Menschen in Angst und Schrecken. Bei Martin Luther sorgte der Legende nach ein schweres Gewitter im Jahr 1505 für die große Lebenswende. Als in seiner Nähe ein Blitz einschlug und er zu Boden geschleudert wurde, rief er die heilige Anna an und gelobte: „Ich will ein Mönch werden.“
Zur Abwehr von Gewittern wurde – auch nach der Erfindung des Blitzableiters von Benjamin Franklin Mitte des 18. Jahrhunderts – vielerorts das Läuten eigens geweihter Glocken eingesetzt. Durch den Schall sollten „Hagelschauer und Wetterunbill vertrieben, des Donners drohendes Rollen gemäßigt, der Stürme Brausen heilsam gezügelt und der Lüfte feindliche Gewalten darniedergehalten“ werden, heißt es in alten Weihegebeten. Auch Satan höchstpersönlich wurde bei Wetterunbill beschworen. Jahrhundertelang wurde in katholischen Kirchen während der Sommermonate am Ende jeder Messe der Wettersegen gebetet: „Vor Blitz, Hagel und Ungewitter – bewahre uns Herr Jesus Christ.“