Etwas Gutes tun, für andere Menschen da sein, sich engagieren – das sind nur ein paar Gründe, um ehrenamtlich tätig zu werden. Hierfür gibt es viele Angebote: etwa in der Bildung, in sozialen oder medizinischen Einrichtungen oder in der Flüchtlingshilfe. Da den Überblick zu behalten und die richtige Stelle für sich zu finden, kann leichter sein als gedacht.
Sich seiner Stärken und Schwächen bewusst sein
Bei der Überlegung, welches Ehrenamt für einen infrage kommt, liegt die Motivation meist im eigenen Interesse, weiß Christina Marx, Bereichsleiterin bei der Aktion Mensch. „Zumeist treten Menschen für eine Sache ein, hinter der sie auch persönlich stehen können oder zu der sie selber einen Bezug haben.“ Der Freiwillige sollte sich daher seiner Stärken und Schwächen bewusst sein. Dazu gehöre, „sich vor dem Engagement genau zu informieren: Was wird von mir erwartet, wie sieht die Tätigkeit aus, mit wem arbeite ich zusammen“.
Auch Olivia Murawski wollte freiwillig tätig werden. „Ich wusste genau, dass ich etwas im Bereich tiergestützter Therapie machen wollte“, sagt die 25-Jährige. Als gesunder Mensch müsse man immer damit rechnen, krank zu werden, „und ich würde mir wünschen, dass ich dann Hilfe von engagierten Leuten bekomme“. Nach Recherchen im Internet fand sie ein Therapiezentrum in der Nachbarstadt, das Reittherapie für Menschen mit Behinderung anbietet. „Das war für mich die ideale Verknüpfung von meinem Hobby – Pferden – und sozialem Engagement.“
Wer gerne ein Ehrenamt ausüben möchte, jedoch noch keine genauen Vorstellungen von seinem Einsatzgebiet hat, kann sich an eine der zahlreichen Freiwilligenagenturen wenden. Rund 500 davon gibt es in Deutschland. „Die Mitarbeiter in den Agenturen vor Ort fragen in einem ausführlichen Gespräch etwa ab, wo die Interessen liegen und wann freie Zeit verfügbar ist“, erklärt Sabine Wolf.
Sie ist Referentin bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa). Die Ergebnisse des Gesprächs würden mit den Stellen aus der Datenbank der Freiwilligenagentur abgeglichen. „Die Freiwilligenagenturen kooperieren nicht nur mit großen Einrichtungen wie der Diakonie, der Caritas oder dem Roten Kreuz, sondern auch mit kleineren, lokalen Vereinen.“
Nicht nur die Interessen, auch die Zeit, die aufgewendet werden kann, muss bei der Suche berücksichtigt werden – immerhin muss die Arbeit in den Alltag passen. Nicht immer setzen die Freiwilligen dabei auf Kontinuität. Christina Marx hat beobachten können: „Während sich Ehrenamtliche früher langfristig in einer Organisation engagiert haben, gibt es heute etwa mit dem Online-Volunteering Möglichkeiten, sich kurzfristig und ortsunabhängig einzubringen.“ Freiwillige helfen per Internet, etwa Texte für Organisationen zu übersetzen oder Newsletter zu schreiben.
Murawski arbeitet seit mittlerweile rund fünf Jahren als Helferin beim Therapiezentrum. Einmal in der Woche betreut die Polizeikommissarin für rund drei Stunden die Therapiepferde und begleitet sie und die Patienten gemeinsam mit einem Therapeuten während der Therapie-Einheit.
„Wichtig ist vor allem, dass die Ehrenamtlichen von den Hauptamtlichen gut unterstützt und wertgeschätzt werden“, findet die junge Frau. Dazu gehöre, dass bereits früh festgelegt wird, an welchem Tag und zu welchen Zeiten der Einsatz stattfindet und welche Aufgaben der Ehrenamtliche zu übernehmen hat.
Dazu rät auch Marx. Nicht nur die Vorbereitung des Ehrenamtlichen durch die Trägerorganisation ist dabei bedeutend, sondern auch, „dass nicht Tätigkeiten durch Freiwillige ausgeübt werden, die eigentlich von hauptamtlichen Mitarbeitern und Profis übernommen werden sollen“. Sollte es trotzdem vorkommen, dass die Aufgaben den Erwartungen des Freiwilligen nicht entsprechen, gibt Marx den Tipp: „Man sollte diese Unzufriedenheit nicht für sich behalten, sondern offen der Organisation oder der Freiwilligenagentur gegenüber ansprechen.“
Die meisten Menschen erleben Ehrenamt positiv
Die Freiwilligenagenturen sind nämlich nicht nur Mittler, sondern bieten auch Beratung für Ehrenamtliche. „Das gilt nicht nur für Verbindungen, die aus der Freiwilligen-Beratung entstanden sind, sondern für alle“, betont Wolf. Sollte sich der Ehrenamtliche dennoch dazu entscheiden, seine Arbeit ruhen zu lassen, hilft die Agentur auch dort. „Es ist ja nicht immer einfach, einen Schlussstrich zu ziehen – gerade dann nicht, wenn die Arbeit freiwillig gemacht wurde.“
Die meisten der 31 Millionen Menschen in Deutschland, die sich momentan ehrenamtlich engagieren, scheinen ihre Arbeit jedoch als bereichernd zu emfinden, meint Marx. „Man kann Kontakte knüpfen, Neues lernen, Erfahrungen austauschen, Erfolgserlebnisse haben, Anerkennung bekommen oder stolz auf sich sein.“ Das bestätigt auch Murawski: Wenn sie nach dem Ehrenamt nach Hause komme, fühle sie sich sehr zufrieden, denn „im Alltag funktioniert man häufig nur, das Ehrenamt macht man mit Herz“.
Internet: www.bagfa.de/freiwilligenagenturen.html; www.aktion-mensch.de/projekte-engagieren-und-foerdern/freiwilliges-engagement.