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Echter Tröster

Eine Kraft, die ansteckend wirkt. Gedanken zum Predigttext am Pfingstsonntag. Von Klaus Wollenweber, früherer Bischof der Evangelischen Kirche der Schlesischen Oberlausitz.

Predigttext am Pfingstsonntag: Johannes 14,15–19 (20–23a) 23b–27Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. Es ist noch eine kleine Zeit, dann sieht die Welt mich nicht mehr. Ihr aber seht mich, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben. Und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Von Klaus Wollenweber

Mit dem Kreuzestod und dem Ende der sichtbaren Anwesenheit Jesu war für die Jünger die bisher bergende Nähe des Meisters weggebrochen. Innerer Schmerz, Enttäuschung und Angst bestimmten den Alltag der Zwölf. Was sollten sie nun mit ihrem Leben machen? Hatte es überhaupt noch Sinn, ohne Jesus weiterzuleben? Wie Mut machend klingt in so einer Lebenssituation der letzte Satz des biblischen Abschnitts: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!“ Was immer uns in unserem Leben widerfahren ist oder noch widerfahren wird, dies ist ein einprägsamer Satz. Wir sollten ihn nicht vergessen, auch wenn ringsum in der Welt so erschreckend ist, was Menschen anderen Menschen antun. Müssen wir aus Angst voreinander Mauern und Zäune im Kopf und in der Realität aufrichten?Jesus verheißt in das erschreckende, vom Tod gezeichnete Leben hinein seinen Jüngern in seiner Abschiedsrede, dass Gott uns den Tröster schicken wird, den Geist der Wahrheit. Der böhmische Theologe Jan Hus hat hierzu geschrieben: „Darum, frommer Christ, suche die Wahrheit, höre die Wahrheit, lerne die Wahrheit, liebe die Wahrheit, sprich die Wahrheit, halte die Wahrheit fest, verteidige die Wahrheit bis zum Tode, denn die Wahrheit befreit dich von der Sünde.“

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